Reisen: nach Siena . . .

Lesbar Reisen Zwei Tage noch, dann heisst es für viele: Ferien. Vielleicht ist Italien das Ziel ihrer Reise, möglicherweise sogar Siena, die zeitlos schöne Stadt. Und da empfiehlt sich eines der schmal-eleganten Bücher aus dem Wagenbach-Verlag zur Hand zu nehmen.

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Zwei Tage noch, dann heisst es für viele: Ferien. Vielleicht ist Italien das Ziel ihrer Reise, möglicherweise sogar Siena, die zeitlos schöne Stadt. Und da empfiehlt sich eines der schmal-eleganten Bücher aus dem Wagenbach-Verlag zur Hand zu nehmen. Ein eigentlicher Reiseführer ist es nicht, der Untertitel sagt es: Eine literarische Einladung. Siena, schreibt Mario Luzi, «ist ein Konzentrat menschlicher Erhabenheiten und hellen Wahns; eine Aufschichtung edler Entwürfe des menschlichen Geistes, auch von Visionen; aber es ist auch die Wüste, die geheimnisvolle Landschaft, die es abgrenzt und umgibt». Albert Camus schildert die Wanderung durch Olivenhaine und Rebberge, die Hügel aus bläulichem Tuff, und sieht Siena «mit seinen Minaretten in der untergehenden Sonne auftauchen wie ein Konstantinopel der Vollkommenheit». Natürlich ist der Palio ein Thema, das zweimal im Jahr ausgetragene Pferderennen, das die Honoratioren in seiner mittelalterlichen Frühzeit auf ihren Streitrossen bestritten. Und über das Aldous Huxley schreibt: «Der Palio ist ein Schauspiel, von dem man nie genug bekommt.»

Donatella Germanese: Siena. Eine literarische Einladung, Wagenbach-Verlag, Berlin 2011, Fr. 25.90

…und in die Provence

Auch Susanne Schaber hat keinen herkömmlichen Reiseführer geschrieben. Ihr Buch ist eine Einladung in Form eines Streifzugs durch Landschaft und Geschichte der Provence, die sie, Kapitel um Kapitel, mit Kochrezepten untermauert. Beim Mont Ventoux und bei Francesco Petrarca fängt die Reise an, der diesen heiligen Berg der Provenzalen am 26. April 1336 besteigt und von dem aus er alles sieht: «Hügel mit Weinbergen und Zypressen, Ebenen mit Äckern voller Spargel, Auberginen und Erdbeeren, karge Hochplateaus mit Schafen und Lavendelfeldern, Sonnenblumen und Mohn, römische Triumphbogen und romanische Kapellen, felsige Fjorde entlang der Küste.» Dann geht es weiter: in die Welt von Paul Cézanne und Vincent van Gogh, zu den Troubadouren, in die Vaucluse, nach Avignon, in die Camargue, nach Marseille. Es ist die Reise in eine Welt voller Sehnsüchte.

Susanne Schaber: Provence. Wo das Licht dem Meer begegnet, Sanssouci im Cal Hanser Verlag, München 2010, Fr. 24.90

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