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Kultur
Der Umzug der Swiss Music Awards nach Luzern ist gelungen. Trotzdem ist der Publikumszuspruch zurückgegangen. Das Trostpflästerchen: das positive Echo aus den sozialen Netzwerken. Wo liegen die Probleme?
Die Verleihung der Swiss Music Awards (SMA), des wichtigsten Schweizer Musikpreises, am letzten Samstag im KKL Luzern hat 113'000 Fernsehzuschauer erreicht, was einem Marktanteil von 6,8 Prozent entspricht. Im Vergleich zu den letzten Jahren bedeutet dies einen markanten Einbruch. Die Quoten bewegten sich von 2015 bis 2018 zwischen 174'000 (Marktanteil 10,1) und dem Spitzenwert von 223'000 Zuschauern und einem Marktanteil 14,3 Prozent im Jahr 2017.
Umso enttäuschender ist das Ergebnis, als die Sendung auf SRF 2 am Samstag zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Gegen die Jubiläumsshow «Auf und davon», die zeitgleich auf SRF 1 gesendet wurde und bei einem Marktanteil von 46 Prozent 724'000 Zuschauer erreichte, hatten die SMA keine Chance. Die Gründe für das schlechte Ergebnis vermutet SRF in dieser Konkurrenz: «Die starke Quote auf SRF 1 von ‹Auf und davon› wird einen Einfluss auf die Zuschauerzahlen der SMA gehabt haben.»
SRF war mit den SMA via Online-Medien und Social Media sehr präsent, «das Echo war gross» und die Reaktionen seien «zum grössten Teil positiv» ausgefallen.
Trotz magerer Quoten ist SRF zufrieden: «Unser Ziel, das Schweizer Musikschaffen zu würdigen und ihm eine Plattform zu geben, hat unseres Erachtens sehr gut funktioniert.» Immerhin räumt SRF ein, es gebe «Optimierungspotenzial und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung». «Die möchten wir auch wahrnehmen», heisst es. Ein ausführliches Debriefing sowie die Auswertung der Zuschauerzahlen stehen noch aus. SRF geht aber davon aus, dass die Show, die rund 600'000 Franken kostet, auch 2020 übertragen wird.
Die Schweizer Musik hat eine starke Plattform bei SRF verdient. Die Probleme sollten bei der Sendung und der Verleihung aber behoben werden.
Gefragt ist ein Moderator oder eine Moderatorin, der oder die mit der Schweizer Musikszene verbunden ist und sie mit Herzblut präsentiert. Bitte keine Selbstdarsteller wie Stefan Büsser!
Der «Achievement Award» für das Lebenswerk verdient eine grosse Würdigung. Die Verleihungen in den einzelnen Sparten sind aber langatmig. Präsentation und vor allem die Dankesreden sollten gestrafft werden. Die Internationalen Kategorien sind dagegen völlig überflüssig. Bitte abschaffen!
Das Bestreben, Bands und Musiker live auftreten zu lassen, ist zu begrüssen. Trotzdem blieb die Stimmung im Konzertsaal relativ tief. Umso wichtiger ist die Auswahl der Showacts. Sie sollen Herzstück und Hauptattraktion der Swiss Music Awards sein. Gefragt sind exklusive, überraschende Auftritte, einmalige Kombinationen wie im letzten Jahr das Duett von Sina und Büne Huber oder in dieser Ausgabe Loco Escrito mit dem Jugend-Sinfonieorchester. Bitte keine internationalen Sternchen!
Die optimale Location gibt es nicht, aber der Umzug der SMA vom kalten Hallenstadion Zürich nach Luzern ins stimmungsvolle KKL hat dem Anlass gutgetan. Das Konzept mit dem festlichen Saal für die Verleihung und dem Luzerner Saal für Livekonzerte funktioniert. Es gibt aber noch Optimierungspotenzial, wie die Logistik. Bitte weitermachen!
Das Reglement wurde seit dem Beginn der SMA 2008 immer wieder geändert. Heute ist es eine Kombination zwischen Verkaufszahlen, Juryentscheid und Publikumsvoting. Ein Zwitter, der in diesem Jahr zum Teil zu skurrilen Ergebnissen geführt hat. Wir sind der Meinung, dass es der Glaubwürdigkeit der Awards schadet, wenn der mit Abstand erfolgreichste Schweizer Musiker des Jahres (Trauffer) ebenso leer ausgeht wie der mit Abstand erfolgreichste Song des Jahres («079» von Lo & Leduc). Eine Bereinigung wäre angebracht. Also bitte die Gewinner streng nach Verkaufszahlen oder wie bei den Grammy Awards über eine Academy bestimmen!
Für das Ansehen, die Akzeptanz und das Image der Swiss Music Awards in der Schweizer Musikszene ist die Förderungskomponente essenziell. Das Mentoring-Programm, das in diesem Jahr gestartet wurde, ist also zu begrüssen. Aber irgendetwas muss falsch gelaufen sein. Nur gerade der welsche Rapper Comme1Flocon konnte sich musikalisch mit seinem Mentor Stress präsentieren. Der Berner Abu wurde in nichtssagenden Interviews vorgeführt, und Pamela Mendez wurde – vergessen. Wieso diese Ungleichbehandlung? Wieso sind nicht alle Protegés mit ihren Mentoren aufgetreten? Bitte ändern!