Michael von der Heide feiert sein 25. Bühnenjahr mit Liedern seines Idols Paola. Heute erscheint von der Heides Album «Paola et moi», es folgen Fernseh- und Liveauftritte.
Wenn das kein Zeichen ist: Vor genau 25 Jahren hat sich Paola von der Bühne verabschiedet, im Alter von 40 Jahren. Im gleichen Jahr begann Paola-Fan Michael von der Heide seine Karriere. Rückblickend wirkt das wie eine Art Stabübergabe. Da ist es naheliegend, dass der Sänger aus Amden sein 25. Bühnenjahr mit Songs der grossen St. Galler Schlagersängerin, der Greta Garbo der Schweiz, feiert.
Paola del Medico nahm 1969 mit «Bonjour, bonjour» erstmals am Eurovision Song Contest teil und belegte Rang 2. Seither war sie mit Liedern wie «Stille Wasser, die sind tief» (1969), «Blue Bayou» (1978), «Cinema» (1980) und «Der Teufel und der junge Mann» (1981) regelmässig in den Charts der deutschsprachigen Länder. Von RTL wurde sie zur erfolgreichsten Schweizer Sängerin gewählt und 1989 wurde sie hinter Uschi Glas zur zweitbeliebtesten Künstlerin der DDR (!) gewählt.
Für Michael von der Heide war Paola immer die Nr. 1. Sie war seine erste grosse Liebe. Klein-Michi war neun, als er sie zum ersten Mal sah. Es war der 18. April 1980. Paola vertrat die Schweiz mit dem Lied «Cinema» am Eurovision Song Contest in Den Haag. «Es war um mich geschehen und ich verliebte mich Hals über Kopf in sie. Eine Erleuchtung. Diese Ausstrahlung, dieses Timbre, diese glockenhelle Stimme hat mich in den Bann gezogen», sagt er heute über sein Jugendidol. Paola hat in ihm den Wunsch geweckt, Sänger zu werden – und ebenfalls am ESC teilzunehmen.
Paola hat Michael von der Heide nie mehr losgelassen und seine Karriere ist eng mit dem Schaffen der St. Gallerin verknüpft. Seine erste Schallplatte war «Paola – Lieder, die ich liebe» von 1980, die er damals fast «durchsichtig gespielt» habe. Die Musikwelt hat er über Paola kennengelernt. Sogar die Beatles und Bob Dylan hat von der Heide über Versionen von Paola entdeckt.
Von der Heide beschreibt sein Idol als wache, lebendige Person, als ein liebenswürdiger, sensibler Mensch. Seit ihrem Rücktritt ist Paola immer wieder angefragt worden, und hat immer abgesagt. Nur ein einziges Mal ist sie auf die Bühne zurückgekehrt – für von der Heide. 1998 sang sie mit ihm in der Sendung «Benissimo» ihren grössten Hit «Blue Bayou» im Duett. «Mein Gott, war ich nervös. Und gleichzeitig stolz», sagt er rückblickend. Seither sind sie befreundet und er hat an seinen Konzerten immer wieder Paola-Lieder gesungen.
Die Idee, sein Bühnenjubiläum mit einer Paola-Hommage zu feiern und seine Geschichte mit ihren Liedern zu erzählen, ist von Regisseur Dominik Flaschka. 16 Songs hat von der Heide ausgewählt, mit den Produzenten Maurizio Pozzi und Thomas Fessler klanglich neu eingekleidet und mit Musikern wie Adi Stern, dem Kaleidoscope String Quartett und den Sängerinnen Sina, Nubya und Christine Jaccard interpretiert. Die Hits «Cinema» und «Bonjour, bonjour» dürfen natürlich nicht fehlen, «Blue Bayou» im Duett mit Paola von 1998. Dazu Trouvaillen wie «Le livre blanc», die man neu entdecken kann. Erste Single ist «Paola et moi», ein neuer Song und eine musikalische Liebeserklärung an Paola. Höhepunkt ist «Wo ist das Land», das Paola 1971 aufnahm. Die alten Bänder wurden digitalisiert und so bearbeitet, dass von der Heide ein weiteres Duett mit der jungen Paola singen konnte. «Total abgefahren», meint von der Heide.
Und Paola? «Was für eine Ehre», sagt sie gerührt, «ich bin an der Entstehung nicht beteiligt, die Show ist sein Werk. War er früher ein Fan von mir, bin ich heute ein Fan von ihm.» Paola wird an der Premiere im Hechtplatz und in der TV-Show «Hello Again» anwesend sein. Gibt es vielleicht doch ein kurzes Comeback von Paola? Wohl kaum, aber ausgeschlossen ist es nicht.
CD: Michael von der Heide: Paola, Universal, erscheint heute. TV: Hello Again, 30.4. SRF 1; Reporter, 8.5. SRF 1; Prix Walo. Show: 4.5.–22.5. Theater am Hechtplatz Zürich