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Ostschweizer Kultur
1000 Jahre Know-how für die Zukunft: Am 11. und 12. September finden die 28. Europäischen Tage des Denkmals statt. Auch die Ostschweizer Kantone bieten diverse Angebote rund um alte Handwerkskunst, Denkmalpflege und die Erhaltung von Kulturerbe.
Der Schuhmacher weiss, wie man Sohlen näht, die dem Winter standhalten und nicht nach zwei Spaziergängen im Regen auseinanderfallen. Die Goldschmiedin formt Schmuck, der Generationen überdauert, sodass sich noch die Urenkelin am Goldring freuen kann. Es ist Wissen um die Vergangenheit, das wir für eine lebenswerte Zukunft brauchen. Wie können wir Gebrauchsgegenstände wieder so herstellen und verwenden, dass sie nicht nach einem Jahr kaputtgehen? Gerade im Wegwerfzeitalter, im drehenden Mühlrad des Kapitalismus, ist das Erinnern an Nachhaltigkeit unabdingbar.
Die Europäischen Tage des Denkmals wollen Einblick in altes Handwerk und in die Bewahrung von Kulturgütern bieten. Sie finden dieses Jahr am Wochenende des 11. und 12. September statt – ganze 50 Länder widmen sich an den zwei Tagen der Denkmalpflege und dem Kulturerbe. Die 28. Ausgabe steht unter dem Motto «Gewusst wie». Ganze 300 Handwerksberufe existieren in der Schweiz, aber viele sind schon ausgestorben, werden heute von Maschinen übernommen oder belegen Nischenplätze in der Berufswelt.
In Schwellbrunn, Stein und Teufen wird das Appenzellerhaus in Augenschein genommen: Wie unterhält und renoviert man ein typisches Holzhaus? Wie kommen die Schindeln ans Dach und was ist an den Häusern der Baumeisterfamilie Grubenmann so besonders? In Trogen lernt man die Berufe des Steinmetz, des Gipsers und des Pflästerers kennen. Originell wird es in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell: Die Ausstellung beschreibt den idealistischen Geist des Landschaftsmalers, Kosmopoliten und passionierten Erfinders Carl August Liner. Der St.Galler entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts Produkte, um den Alltag zu optimieren, wie zum Beispiel eine Motor-Kleinmähmaschine, gefederte Wagenräder, eine Insektenfangbox und hygienisches Schuhwerk.
Im Kanton St.Gallen geht es um holzige Angelegenheiten: Sie können als Rittertafel im Schloss Werdenberg, in der imposanten Architektur im Dachstock des Hofs zu Wil oder als Holzmosaike an der Fassade des Baronenhauses Wil bestaunt werden. Beim Tischlern ist Präzision und eine ruhige Hand gefragt – genau wie im Naturmuseum St.Gallen, wo mit Messer, Nadel und Pinzette hantiert wird. Ernst Heinrich Zollikofer war ein Meister seines Fachs: Er arbeitete um 1900 als Tierpräparator und konservierte Tiere als Sammlungsobjekte ihrem natürlichen Aussehen nach. Bereits zu seinen Lebzeiten genossen seine Präparate Weltruhm; das Naturmuseum besitzt seinen Nachlass und damit über 500 Sammlungsstücke.
Mit dem umfangreichsten Angebot an Führungen und Einblicke in altehrwürdige Gebäude, wie der Klosterkirche St.Katharinental in Diessenhofen oder der Kartause Ittingen, überflügelt der Thurgau an den Tagen des Denkmals seine Ostschweizer Nachbarn. Auch erhält man Einblick in die Renovation alter Bauwerke – zum Beispiel anhand der Brücke von Eschikofen, einem historischen Verkehrsweg, der seit 2020 aufwendig saniert wird. Noch weiter zurück in der Zeit geht die Führung rund um das mittelalterliche Schloss Weinfelden. Mit seinem markanten Wehrturm, dem vorgelagerten Palas mit Speise- und Festsaal, der umschliessenden Schutzmauer und den blühenden Gartenanlagen ist das Schloss eine zeittypische Burganlage der Region.
Das vollständige Programm ist online unter https://www.nike-kulturerbe.ch/de/hereinspaziertch-denkmaltage/ zu finden.