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Das Kunstwerk stammt aus Sebastian Stadler fortlaufender Serie «L'Apparition». Dabei geht es dem 32-jährigen Künstler darum, das Sehen im digitalen Zeitalter zu untersuchen.
Schemenhaft erkennt man auf der Fotografie eine Gestalt, die in einer Türöffnung steht. Dass es sich um eine analoge Aufnahme handelt, ist an den charakteristischen Perforierungen der Ränder ablesbar. Das Werk stammt vom Thurgauer Künstler Sebastian Stadler und ist das zweite in der Kunstserie «hier und danach», einer Kooperation des Kunstvereins St. Gallen mit dieser Zeitung. Bis zum 22. April stellen wir jeden Donnerstag die Arbeit eines Ostschweizer Kunstschaffenden vor, die wir ganzseitig abdrucken.
Stadlers Fotografie stammt aus der fortlaufenden Serie «L’apparition» – auf Deutsch «Erscheinung». Das nicht ganz Fassbare, das im Titel mitschwingt, manifestiert sich in der nur in Umrissen erkennbaren Person in der Bildmitte. Aber auch im Vorgang der Doppelbelichtung, die nicht nur diesem Bild, sondern der ganzen Fotoserie zugrunde liegt.
Stadler überlagert dabei jeweils eine bestehende, analoge Aufnahme mit jener eines Computermonitors. Bei genauer Betrachtung ist dessen typische Pixelstruktur erkennbar. Zusätzlich hat der 32-Jährige das Bild mit einer Plexiglashaube verfremdet. Was Stadler bei «L’apparition» interessiert, ist unser Umgang mit Bildern in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Von Sebastian Stadler, der 2019 den Manor-Kunstpreis erhielt, erscheint demnächst die Publikation «A close up of a large rock, I think». Es ist das Buch zu Stadlers Ausstellung «Pictures, I think» zum Manor Kunstpreis. Darin ist auch Stadlers Beitrag für diese Zeitung abgebildet.
Sebastian Stadler: A close up of a large rock, I think. Texte von Marco Poloni und Nadia Veronese, 128 S., Kodoji Press, Fr. 50.–