Jede Woche spielen wir Ostschweizer Kulturschaffenden den Ball zu und fragen: Was lernen Sie gerade neu? Worauf freuen Sie sich? Heute mit der Autorin Isabel Rohner aus St.Gallen.
Die Autorin Isabel Rohner schreibt Texte über Frauenrechte und übers Morden. Sie wuchs in St.Gallen auf, studierte Germanistik und Philosophie in Zürich und Köln und lebt heute in Berlin. Während des Studiums entdeckte sie das Werk der deutschen Frauenrechtlerin Hedwig Dohm und gibt seit 2006 eine kommentierte Gesamtausgabe der feministischen Pionierin heraus.
Im letzten Jahr veröffentlichte Rohner gemeinsam mit Irène Schäppi das Buch «50 Jahre Frauenstimmrecht» im Limmat-Verlag und im April erschien ihr feministischer und mörderischer Krimi «Gretchens Rache». Ausserdem ist sie Co-Host im Podcast «Die Podcastin – der feministische Wochenrückblick».
Was lernen Sie gerade neu?
Oh, was für eine schöne Frage! Mmmmh. Ich lerne, geduldig zu sein – und das schon seit mehreren Jahrzehnten. Gelingt mir nur nicht. Darum schnell weiter!
Welchen Film haben Sie zuletzt für sich entdeckt?
«Porträt einer jungen Frau in Flammen» der französischen Regisseurin Céline Sciamma. Ein leidenschaftlicher, poetischer Film, der unsere Vorstellungen von Frauen im 18. Jahrhundert mal eben vom Tisch fegt. Wer ihn noch nicht gesehen hat: unbedingt anschauen!
Was hat Sie in den letzten Monaten am meisten beschäftigt?
2021 feiern wir in der Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht, also 50 Jahre Demokratie: Man kann schliesslich nicht von einer wirklichen Demokratie sprechen, wenn die Hälfte der Bevölkerung nicht wählen darf. Als Mitherausgeberin des Buches «50 Jahre Frauenstimmrecht» habe ich dazu in den letzten Monaten viele Interviews gegeben, sogar einem Radiosender in Australien. Dass Corona vielen Live-Veranstaltungen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, war extrem schade.
Es ist Zeit für einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft. Deshalb erscheint jeden Freitag unser Fragebogen, den wir sportlich «Freipass» nennen. Jede Woche spielen wir einer oder einem Ostschweizer Kulturschaffenden den Ball zu und sind gespannt, welche Antworten sie uns geben. Den «Freipass» nehmen wir dabei wörtlich: Wir redigieren die Antworten nur minimal und kürzen allenfalls, bearbeiten sie aber nicht weiter.
Vervollständigen Sie den Satz: «Wenn ich nicht Autorin geworden wäre, wäre ich heute ...»
… trotzdem Autorin. Das ist eher eine Lebenseinstellung als einfach «nur» ein Beruf.
Wird die Pandemie die Kulturbranche längerfristig verändern – und sehen Sie darin auch etwas Positives?
Ich hoffe nicht. Aber gleichzeitig sind Krisensituationen oft Quelle für etwas Neues. Ohne Corona wären Regula Stämpfli und ich zum Beispiel nicht auf die Idee gekommen, gemeinsam einen Podcast zu machen – und nun gibt es «Die Podcastin» schon seit über einem Jahr!
Mit wem würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten und warum?
Mit der wunderbaren Rachel Braunschweig («Die Göttliche Ordnung»). Ich habe eine Filmrolle für sie geschrieben – leider weiss sie das noch nicht.
Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich, bald meinen vierten Krimi zu schreiben – und zwar im Winter am Meer. Das kann ich, ehrlich gesagt, kaum erwarten!