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Ostschweizer Kultur
In einer Serie bieten wir jeden Freitag Ostschweizer Kulturschaffenden eine Bühne und stellen ihre Projekte vor. Heute Folge 11 mit dem freischaffenden Illustrator Dario Forlin aus St.Gallen. Weil er zu Hause nicht so recht in die Gänge kommt, arbeitet er mit Maske im Gemeinschaftsatelier.
Dario Forlin hat nach der Matura in Trogen den gestalterischen Vorkurs in Luzern besucht und danach visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste in Bern studiert. Für sein Schaffen ist der 28-Jährige schon mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem 2017 mit einem Förderpreis der Internationalen Bodensee-Konferenz und 2019 mit einem Werkbeitrag Appenzell Ausserrhodens. Forlin ist Teil des St.Galler Kollektivs Gaffa, das seit 2016 ein monatliches Fanzine im Eigenverlag veröffentlicht. 2019 erhielt das Gaffa-Kollektiv von der Stadt St.Gallen einen Werkbeitrag.
Was hat sich für Sie seit Ausbruch der Pandemie verändert?
Dario Forlin: Wahrscheinlich vieles. Manche Veränderungen bemerke ich gar nicht mehr, da die Pandemie jetzt schon so lange dauert und diese eigenartige Situation nun Alltag geworden ist. Ich bewege mich jedenfalls in der Migros nicht mehr geradlinig, sondern mit grösseren Kurvenbewegungen und versuche die Knöpfe beim Lichtsignal mit meinen Ellbogen zu drücken. Je nach Knopf ist das aber etwas schwierig. Dazu kommt alles andere, was jetzt eben das «neue Normal» ist.
Können Sie trotz der Einschränkungen Ihrer Kunst nachgehen?
Ja. Ich habe immer noch Zugang zu meinem Gemeinschaftsatelier und kann dort machen, was ich will. Wir tragen jetzt zwar Masken, wenn mehrere Leute im Raum sind, aber meine Hände kann ich ja immer noch gebrauchen. Handschuhpflicht herrscht ja zum Glück nicht. Hätte ich diese Möglichkeit nicht, fände ich es aber schon sehr schwierig. Der Ortswechsel von zu Hause ins Atelier tut gut und hilft auch, künstlerisch aktiv zu bleiben. Von zu Hause aus ist es für mich schwierig zu arbeiten. Da komme ich nicht so in die Gänge.
Wie hoch sind Ihre Einbussen wegen Corona? Was fällt für Sie alles ins Wasser?
Das kann ich so genau nicht in Zahlen sagen. Ich habe auf jeden Fall weniger verdient als vor Corona, aber mein Markt und die Arbeit als freischaffender Illustrator waren schon immer schwankend. Ob sich Leute wegen Corona nicht gemeldet haben, kann ich nicht sagen. Spezifische Absagen gab es aber fast keine.
Denken Sie manchmal ans Aufhören?
Nein. Dafür habe ich zu grosse Freude an meiner Arbeit und meinem Alltag. Es ist wunderbar, sein eigener Chef zu sein. Manchmal ist es zwar auch anstrengend, gerade in Zeiten, wo es keine Aufträge gibt. Aber dann kann ich ein eigenes Projekt erfinden und umsetzen. Das würde ich nicht hergeben wollen. Ausserdem fürchte ich mich dank meiner Arbeit nicht vor dem Montag und dem Wochenende: Ist das nicht das höchste aller Gefühle? Da bin ich schon sehr froh darüber. Ansonsten würde ich wahrscheinlich öfter ans Aufhören denken, weil dann ja wahrscheinlich irgendetwas schief läuft.
Was spornt Sie an, weiterzumachen?
Die Freiheiten, Freude am Zeichnen, Erfolgserlebnisse, das Entdecken von Techniken und Möglichkeiten. Diese Liste könnte ich durch diverse Punkte ergänzen. Kurz gesagt ist es einfach das, was ich machen will.
Gibt es für Sie auch positive Corona-Effekte?
Ich habe mehr Zeit zum Arbeiten, weil ich weniger soziale Anlässe habe. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiss ich aber auch nicht. Wohl eher schlecht, weil ich das Soziale schon sehr vermisse ...
Was wünschen Sie sich für 2021?
Dass wir Dinge wieder so machen können wie 2019. Wieder mehr Freiheit und weniger Angst und Sorgen. Dass die Kulturbetriebe wieder öffnen können. Konzerte hören und ins Museum gehen. Mit Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, ein sorgloses Abendessen bis in die späte Nacht veranstalten.
Dario Forlin bespielt vom 4. Februar bis 23. Februar 2021 eines der beiden Hiltibold-Kunstschaufenster in der Stützmauer an der Magnihalde in St.Gallen. Neben ihm stellt der Innerrhoder Künstler Marc Norbert Hörler aus. Forlin zeigt die dreiteilige installative Arbeit «Stockende Situation wird geklärt. Wir wünschen eine gute Fahrt». Sie ist Anfang Jahr entstanden, der Künstler hat sie speziell für die Ausstellung geschaffen. Die drei Werke sind inhaltlich eng miteinander verbunden.