CORONA-FRAGEBOGEN #23
Wie meistern Kulturschaffende die Pandemie? «Ich übe sehr gerne und sehr viel», sagt der St.Galler Domorganist Willibald Guggenmos

In einer Serie bieten wir jeden Freitag Ostschweizer Kulturschaffenden eine Bühne und stellen ihre Projekte vor. Heute Folge 23 mit dem St.Galler Domorganisten Willibald Guggenmos.

Martin Preisser
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Der St.Galler Domorganist Willibald Guggenmos.

Der St.Galler Domorganist Willibald Guggenmos.

Bild: Sabrina Stübi

Willibald Guggenmos ist seit 2004 Domorganist in St.Gallen und hat der Orgelmusik hier zu einem regelrechten Boom verholfen, ob an Fasnacht, an Silvester oder in den Orgelkonzertreihen mit internationalen Solisten: Es strömt jeweils ein sehr grosses Publikum in die Kathedrale. Willibald Guggenmos kann für die beiden Orgeln in der Kathedrale begeistern. Als gefragter Solist ist er weltweit auf Konzertreisen und hat schon in allen Winkeln der Erde gespielt. Sein Repertoire ist reich und breit. 1985 hat er an elf Abenden das gesamte Orgelwerk von J. S. Bach aufgeführt. Guggenmos macht sich auch immer wieder auf Entdeckungsreisen zu unbekannter Orgelliteratur, die er dann mit grosser Begeisterung seinem Publikum vorstellt. Neben dem solistischen Spiel ist ihm auch der genaue und engagierte musikalische Einsatz in der Liturgie und den verschiedenen Gottesdiensten stets ein Anliegen.

Was hat sich für Sie seit Ausbruch der Pandemie verändert?

Willibald Guggenmos: Sehr viel! Bedingt durch die vielen Konzertabsagen habe ich gelernt, dass es noch andere schöne Sachen gibt als Orgelspielen.

Können Sie trotz der Einschränkungen Ihrer Kunst nachgehen?

Das kann ich sehr wohl. Als Domorganist kann und darf ich in allen Gottesdiensten spielen. Die Bedingungen sind zwar teilweise mühsam (Singverbot, Personenbegrenzung), aber Hauptsache die Orgel darf spielen.

Willibald Guggenmos am traditionellen Silvester-Orgelfeuerwerk in der Kathedrale St.Gallen 2020.

Quelle: Youtube

Wie hoch sind Ihre Einbussen wegen Corona? Was fällt für Sie alles ins Wasser?

Finanzielle Einbussen habe ich Gott sei Dank nicht. Es sind halt viele schöne Sachen weggebrochen. So hätte ich zum Beispiel Konzerte auf der neuen Riesenorgel im Stephansdom in Wien, im Nidarosdom in Trondheim oder im Centro Cultural Kirchner in Buenos Aires spielen dürfen. um nur einige zu nennen. Das tut schon weh.

Denken Sie manchmal ans Aufhören?

Keine Sekunde!

Was spornt Sie an, weiterzumachen?

Die vielen Menschen, die in unsere Kathedrale kommen, meine Kollegen und die wunderbare Orgelmusik. Ausserdem übe ich sehr gerne (und viel).

Gibt es für Sie auch positive Corona-Effekte?

Aber klar. Seit Beginn der Pandemie singen (bedingt durch das Singverbot von Laienchören) jeden Sonntag junge, hochprofessionelle Sängerinnen und Sänger in der Kathedrale, die ich begleiten darf. Das macht schon riesigen Spass.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Monate?

Weitgehende Normalität.

Aktuelles Projekt:

Unter dem Motto «Orgelwort» hat Willibald Guggenmos wieder eine achtteilige Orgelreihe in der Kathedrale St. Gallen organisiert und verschiedene namhafte Organisten aus ganz Europa eingeladen. Die Anlässe finden ab morgen Samstag, 1. Mai, bis 26. Juni statt, jeweils samstags, 19.15 Uhr. Die Besucherzahl ist coronabedingt beschränkt (Anmeldung unter www.dommusik.ch/orgelwort). Der Anlass ist live, es findet kein Streaming statt.

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