Nina Keel steht vor der Vitrine «Figurenwald» im Sitterwerk in St. Gallen. Der Figurenwald ist eine von fünf Vitrinen, die zur aktuellen Ausstellung «Fotografische Blicke auf Josephsohns Skulpturen» gehören. Es ist die erste Ausstellung, die die 25jährige St. Gallerin kuratiert.
Nina Keel steht vor der Vitrine «Figurenwald» im Sitterwerk in St. Gallen. Der Figurenwald ist eine von fünf Vitrinen, die zur aktuellen Ausstellung «Fotografische Blicke auf Josephsohns Skulpturen» gehören. Es ist die erste Ausstellung, die die 25jährige St. Gallerin kuratiert. Zu sehen sind Fotos, die der Fotograf und Filmer Jürg Hassler in den 1960er- bis 1980er-Jahren im Atelier des Zürcher Bildhauers Hans Josephsohn gemacht hat. «Für den Betrachter ist es möglich, sich auf zwei Ebenen mit dem Werk von Josephsohn auseinanderzusetzen», sagt Nina Keel. Denn nebst der Fotoausstellung, die bis zum 26. Juni dauert, können die Besucher zugleich auch Gipsmodelle und Bronzen von Josephsohn in der ständigen Ausstellung im Sitterwerk anschauen.
Der Besucher kann also zwischen den überlebensgrossen Skulpturen umherstreifen, seinen Blick aber immer wieder auf Hasslers Fotos in den Vitrinen senken. 10 000 Fotos hat Nina Keel während der vergangenen eineinhalb Jahre für die Ausstellung durchgeschaut und sortiert. Entstanden sind verschiedene Themenbereiche. «Wenn man beispielsweise die Fotos zum Figurenwald anschaut, erkennt man, wie Hassler seinen Blick mit der Kamera durch Josephsohns Atelier und über die Skulpturen schweifen lässt. Dennoch fokussiert er jeweils auf ein einziges Werk besonders», sagt sie und zeigt auf fünf Fotos derselben Halbfigur.
Dass Nina Keel, die in Thal aufwuchs und in Heerbrugg die Matura machte, zur Expertin für Hasslers Skulpturenfotografien wurde, hat sie einigen Zufällen zu verdanken. So besuchte sie als Studentin der Kunstgeschichte und Fotografie an der Universität Zürich ein Seminar zur Skulpturenfotografie. Für die Seminararbeit wollte sie ein Thema finden, das noch nicht allzu sehr aufgearbeitet war. Da kam es gelegen, dass zur selben Zeit das Atelier von Josephsohn in Zürich aufgelöst wurde, wo kistenweise Aufnahmen gefunden wurden. Als ständige Mitarbeiterin des Kesselhaus Josephsohn wurde Keel damit betraut, das Material durchzusehen. Dabei entstand die Idee mit der Ausstellung.
«Manchmal habe ich natürlich die Übersicht verloren und tat mich schwer damit, ein Foto einer bestimmten Vitrine zuzuordnen», sagt sie. «Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Fotos zu gruppieren und präsentieren.» Ihre Auswahl habe sie dann unter anderem mit Hassler selbst besprochen.
Morgen Mittwoch um 19 Uhr wird Nina Keel auch den Gesprächsabend mit Jürg Hassler im Sitterwerk leiten. «Ich möchte mit ihm darüber sprechen, wie seine Fotografien entstanden sind. Und auf den Unterschied seiner filmischen und fotografischen Arbeit eingehen», sagt sie. Es ist nicht die erste Gesprächsrunde, die Nina Keel leitet: So engagiert sie sich etwa beim «Tisch hinter den Gleisen», einer öffentlichen Gesprächsrunde, die eine breite Diskussion um die Gestaltung des Bahnhofs Nord in St. Gallen angestossen hat.
Darauf angesprochen, wie sie Studium, Arbeit und freiwilliges Engagement unter einen Hut bringt, sagt sie: «Für mich ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Welten hin und her springen zu können.» So plant sie für die Zeit nach der Hassler-Ausstellung zusammen mit ihrer Studienkollegin Anna Vetsch bereits ein nächstes Projekt. Während zwei Nächten im Sommer sollen Kunstschaffende Gebäude an zehn Orten in der Stadt St. Gallen als Projektionsflächen für Film- und Fotoarbeiten nutzen. «Die Häuser könnten so etwa eine Utopie oder ihre Geschichte erzählen.»