Sie gehörten einst zum Inventar des «-tis»: Jetzt kehren Span für eine Nacht zurück.
Gefühlte 100 Jahre sei es her, seit sie letztmals im Atlantis Basel aufgetreten seien, sagt Schöre Müller. Und geschätzte 100-mal haben Span am Klosterberg gespielt, in ihrer Blütezeit in den 70er- und 80er-Jahren. Am Samstag kommt beides zusammen, die Berner Band und der Basler Club. Span im «-tis», das verspricht eine Familienzusammenkunft mit Rock’n’Roll-Soundtrack. Ja, vielleicht wird es sogar so, wie wenn sich Liebende nach langer Zeit wieder begegnen und es noch einmal krachen lassen.
«Weisch no», wird man sich zuraunen. Ja, was wissen wir denn noch?
Span haben den Berner Mundartrock miterfunden und ihren Traum konsequenter gelebt als die meisten Schweizer Bands. Zwar hatte jeder eine «Stifti gemacht, um die Eltern zu beruhigen», wie Sänger und Gitarrist Schöre Müller erzählt. Ab 1972 aber lebten die Musiker zusammen auf der Hämlismatt, einem zur Hippiekommune umfunktionierten Bauernhof im Emmental, wo sie probten, schrieben, lebten und ausschwärmten, um Konzerte zu geben.
Zum Beispiel nach Basel, in den Nightlcub Malibu. «Dort spielten wir für eine überschaubare Anzahl Gäste», erinnert sich Müller. Sie würden besser ins Atlantis passen, kam ihnen zu Ohren. Also führte sie ihr Weg nach einer durchzechten Nacht an den Klosterberg, und ein Gespräch mit dem Geschäftsführer zum ersten Konzert im «-tis». Das dürfte 1976 gewesen sein. Es war der Beginn einer grossen, wunderbaren Freundschaft.
«Wir hörten dieselben Bands wie unser Publikum, nahmen dieselben Drogen und pflegten die gleichen Zustände», erinnert sich Schöre Müller. «Diese Aufbruchstimmung und die Liebe zur Musik war im ‹-tis› spürbar. Wir fühlten uns hier Zuhause – und privilegiert, unser Ding machen zu können.»
Die lokale Musikerszene war beeindruckt, Basler Szenegrössen wie Cla Nett oder Pink Pedrazzi erinnern sich noch gut daran, wie die Leute an Span-Konzerten auf den Tischen tanzten, wie die Berner wie mit offenen Armen und wie Stars empfangen wurden.
Durch ihre Lehrjahre in Dancings hatten Span ein mehrstündiges Repertoire auf Lager, konnten so bis zwei Uhr früh das Publikum unterhalten, mit ihren berndeutschen Liedern wie auch ihren englischsprachigen Coverversionen, von Elvis bis zu den Stones.
Als Polo Hofer 1978 nach seiner Rumpelstilz-Ära eine neue Band suchte, verschmolzen Span mit ihm zu Polos SchmetterDing. Fortan feierten sie auch im Radio Erfolge, mit Songs wie «Vermisse Di» oder «Radio 24». 1981 kündigte Dänu Siegrist seinen Ausstieg an, Span planten ihr Ende mit einem Livealbum – und zwar live aus dem «-tis», gehörten sie hier doch zum Inventar. Sie waren so freundschaftlich verbunden mit den Angestellten, dass sie nie auf dem Trockenen sassen. Und sie revanchierten sich, indem sie auch mal aushalfen, sei es als Musiker oder als Roadies, etwa beim Gastspiel des grossen Jazz-Vibrafonisten Lionel Hampton.
Das Abschiedsalbum mit dem Titel «Tschou zäme – Live im -tis» war zugleich das erste, das Span unter ihrem eigenen Namen veröffentlichten. Es schlug unverhofft ein. «Wir verkauften 7000 Exemplare, was damals wie auch heute viel war. Das ermutigte uns, weiterzumachen», erzählt Schöre Müller. War «Tschou zäme» der Turnaround, so folgte auf dem nächsten Album der grösste Klassiker: «Louenesee». Mit dieser Ballade gelang ihnen ein Wurf für die Ewigkeit, ein Sehnsuchtssong, eine Mundarthymne.
Die Tradition der wochenlangen Gastspiele von Span endeten mit der Ära Cassini in den 90er-Jahren. Und nun also die langersehnte Rückkehr. «Vor der Show wird ein Dokfilm unsere Geschichte aufzeigen», sagt Müller. «Danach spielen wir zwei Sets, und zwar das volle Programm unseres 40-Jahr-Jubiläums.» Weil der Konzertbetrieb im «-tis» damals eingestellt war, kommt die Jubiläumsshow in Basel mit drei Jahren Verspätung auf die Bühne.
An ihre glorreichsten Jahre erinnern Span nicht nur mit dem Programm, das auch SchmetterDing-Lieder enthalten wird, sondern auch mit der Besetzung: Dänu Siegrist, der Mitte der 80er-Jahre endgültig ausstieg, hier in Basel hängenblieb und seither unter eigenem Namen Musik macht, wird für einmal wieder mit Span auf der Bühne stehen.
E Nacht mit Span
Atlantis, Basel. Samstag, 17. November, 21 Uhr.