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Kaum ein anderer Künstler polarisiert in der Schweiz wie Trauffer (39). Im Interview erklärt der Alpentainer, wie er mit der ständigen Kritik umgeht.
Trauffer: Wenn ich das wüsste. Ich verstehe es auch nicht.
Sicher möglich.
Wohl durch meinen Erfolg. Wenn man auf dem Gipfel ist wie ich, löst das automatisch Neid aus. Und wenn man dann noch sagt, dass man kein Künstler, sondern ein Unterhalter ist, löst das bei vielen Musikern einen Schüttelreflex aus. Ich verstehe ja, dass es für einige frustrierend sein kann, dass ausgerechnet ich einen so grossen Erfolg habe, aber mein eigener Einfluss daran ist gering. Viel war auch Glück.
Wir haben immer und überall gespielt. Dabei haben wir gemerkt: Hey, die Leute laufen nicht weg, es gefällt ihnen. So haben wir uns eine grosse Fanbasis erspielt. Vom letzten Album haben wir 60 000 Einheiten verkauft. Irgendetwas müssen wir richtig gemacht haben.
Trifft Sie angesichts solcher Erfolge Kritik noch, oder wird sie einem irgendwann egal?
Das ist eine schöne Formulierung. Natürlich wird sie mit der Zeit einfach egal. Was mich nervt, ist dann, wenn es unfair wird.
Was soll man nur über ein Trauffer-Album schreiben? Vielleicht am ehesten das: Es klingt wie Trauffer. Volkstümlicher Rock ’n’ Roll. Mit viel Örgeli, Jodel, Alphorn und Hackbrett. Das pendelt immer irgendwo zwischen harmlos und belanglos. Es ist der ideale Soundtrack für die nahende Fasnacht oder die auslaufende Après-Ski-Zeit.
Es ist Musik, um leicht schwankend auf den Bänken zu stehen. Das kann man selbst nach vier «Kafi Schnaps» noch mitsingen und mitohohohen. Trauffer, der sich soeben von Freundin Samantha trennte, macht Unterhaltungsmusik. Hart am Schlager, verziert mit Schweizer Kreuzen. Kann einem gefallen, muss es aber nicht. Trauffer eben. (mg)
Wenn von Journalisten nur noch aus der Hüfte geschossen wird. Ich verlange von niemandem, dass er meine Musik gut finden muss, aber man sollte zumindest ernst nehmen, dass es Leute gibt, die sie gut finden. Ich sage dann oft: Kommt doch mal an ein Konzert von mir. Ihr müsst die Songs nicht gut finden, aber schaut mal, wie viel Freude sie auslösen kann.
Das ist meine Realität. Wenn ich aus dem Haus komme, sehe ich die Berge. Wir haben in unserer Region noch ein «Rössli» und einen «Leuen». Und Käse esse ich auch gerne. Meine Firma stellt Spielzeug aus Holz her, darunter viele Kühe. Das ist meine Welt und darüber erzähle ich in meinen Texten.
Ich glaube, Sie finden etwas anderes störend: Ich habe kein Bedürfnis, mich zu entwickeln. Ich mache nicht plötzlich ein Freejazz-Album einfach, weil ich mich verändern will. Ich weiss, was ich kann, und ich mache, was ich kann.
Unterhalten!
Überhaupt nicht. Wer unterhalten will, muss sich nach dem Publikum richten. Ich will, dass die Leute an meinen Konzerten ein gutes Fest haben. Da ist es nur logisch, dass man sich überlegt, ob dieses oder jenes Lied nun besser ankommen wird.
Berechnend oder nicht – ich singe jeden einzelnen Song gerne. Ich muss hinter dem stehen können, was ich mache, und das kann ich.
Das stimmt nicht. Als das Projekt entstanden ist, wussten wir nicht, dass SRF filmen will.
Überhaupt nicht. Das ist vielleicht auch etwas, was viele Kritiker manchmal wütend macht: Ich muss nicht Musik machen. Sind die Säle plötzlich halb leer, dann höre ich halt auf und konzentriere mich auf meine Firma.
Ich mache nun seit ein paar Jahren Musik und habe dabei auch begriffen, dass es immer ein Auf und Ab ist. Im Moment geht es bei mir nur nach oben, aber ich weiss auch, dass es nicht immer so bleibt und mal wieder runtergeht. Im Laufe meiner Karriere habe ich viele Musiker kommen und gehen sehen.
Es ist tatsächlich verrückt: Zu meinem Album «Heiterefahne» gab es kein einziges Review in einer Zeitung. Trotzdem holten wir Doppelplatin. Bei den Radiostationen finde ich es etwas tragisch. Aber nicht für mich, sondern für die Sender. Die Zeiten, in denen Radio die Stars machte oder sie verhinderte, sind definitiv vorbei.
Es ist überzeichnete Unterhaltung! Dümmlich und plump stimmen meinetwegen, aber sicher nicht sexistisch. Die Vorwürfe waren ein Hohn gegenüber allen Frauen, die tatsächlich von sexuellen Übergriffen betroffen sind.
Von über 32'000 verkauften Tickets waren es 4. Aber ich bin inzwischen schockiert, wie verbissen diese Debatte läuft. Mit diesem extremen Links-Rechts-Zeugs habe ich Mühe. Was fehlt, ist eine vernünftige Mitte. Die ist wegerodiert. Dabei wäre sie ein wichtiger Puffer, um es nicht derart eskalieren zu lassen.
Ich äussere mich da, wo ich etwas zu sagen habe. Etwa zur Rentenreform, eigentlich gegen die Interessen meiner Firma. Aber das Ganze ist oft wichtiger als Einzelinteressen.