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Elia Rediger, Frontman der Basler Band «The bianca Story», steht mit der Basel Sinfonietta auf der Bühne.
Sex, Drugs and Rock’n’Roll: diese geläufige Kombi ist kein Zufall. Zumindest wenn man dem New Yorker Komponisten William Brittelle glaubt. Er ist überzeugt: «Wenn man Menschen nach ihren stärksten Erlebnissen fragt, dann sind die am häufigsten entweder mit Sex, Drogen oder Musik verbunden.» Zumindest zwei Komponenten spielen auch in dem Projekt «Oh Albert» eine Rolle, denn hier soll ein LSD-Trip über die Musik vermittelt werden. Gemeinsam mit Elia Rediger, dem Frontman der Band «The bianca Story», hat der 1976 geborene Brittelle die Musik geschrieben.
Eine digitale Erfolgsgeschichte, denn die beiden haben sich erst dieser Tage in Basel erstmals «in real life» getroffen und sonst nur über skype kommuniziert. Elia Rediger lieferte 14 Songs, in denen er seine Version der LSD-Geschichte erzählt und Brittelle arbeitete die Orchesterpartitur mit hypnotischen Rhythmen und psychedelische Klangflächen aus, die von der Basel Sinfonietta gespielt werden. Eine Hommage an Albert Hofmann, den Erfinder des LSD, soll es sein: «Der erste LSD Trip der Welt hat zufällig auf einem Velo hier mitten in der Stadt Basel stattgefunden. Die Wirkung der Droge wurde zu einem riesigen Versprechen. Man wollte sie in der Medizin einsetzen, sogar Kindern verabreichen, bis sie vor 50 Jahren verboten wurde», erklärt Rediger.
Ihn interessiert vor allem auch die gesellschaftliche Dimension. Das Motiv ist bekannt: Die 68-er Generation hatte hohe freiheitliche Ideale, heute sind sie pragmatisch geworden und sitzen in den Chefsesseln. Das Aufeinanderprallen verschiedener Lebenswelten scheint im Zusammenhang mit LSD ein wiederkehrendes Motiv zu sein, wie Rediger betont: «Es ist schon verrückt, dass ein Wissenschaftler in der hübsch geordneten Schweiz zum Geburtshelfer einer weltweiten Hippie-Bewegung wurde.» Vielleicht macht es daher besonders Sinn, dass in «Oh Albert» auch musikalisch verschiedene Welten zusammengebracht werden und die bewusstseinserweiternde Wirkung von LSD auch musikalisches Programm wird.
Die Idee zu dem Cross-Over Projekt hatte der Basler Geiger Etienne Abelin. Er interessiert sich schon seit einigen Jahren für die» Y-Classical Bewegung aus New York, die Klassik im Club zelebriert und elektronische Tanzmusik mit akustischen Instrumenten mischt. Die Protagonisten von «Oh Albert» möchten diese Grenzüberschreitung aber lieber nicht zu sehr betonen, sie soll selbstverständlich sein, nebenbei erfolgen, eine Post-Genre Produktion jenseits der bekannten Schubladen. Schliesslich geht es den drei hauptsächlich darum, dem Publikum ein einprägsames Musikerlebnis zu vermitteln.
Musik als Droge. Und die Droge mit menschlichem Gesicht. In Redigers Libretto wird sie personalisiert und begegnet uns als Tochter von Hofmann. Sie wird geboren und feiert eine ausgelassene Hysterie-Party. In einem langen «March to the underground» und schliesslich dem «Dark Age» werden ihre Verbannung und ihre dunklen Seiten dargestellt. Dann taucht sie wieder auf und probiert eine neue Revolution: Woodstock 2.0. Findet sie heute neuen Nährboden für die alten Ideale? Was ist mit den Hippies von damals? Diese Fragen stehen für Rediger im Zentrum.
Während seine Band «The bianca Story» momentan im «Eisfach schlummert», wie er sagt, stürzt sich Rediger in diese und weitere, neue Herausforderung. Seit 2015 ist er als Hausautor am Konzert Theater Bern engagiert. Der grossgewachsene, 31-jährige Musiker hat keine Angst vorm Anecken. Er sucht die grosse Geste und liebt es sein Innerstes auf der Bühne nach Aussen zu stülpen, wie er sagt.
Damit sich dieses Ereignis nicht nur in den Live-Aufführungen erschöpft, dreht der Basler Filmemacher Gregor Brändli gleichzeitig einen Konzert-Film. Das Setting in der Reithalle beinhaltet eine beträchtliche Technik-Schlacht. Das Orchester sitzt in der Mitte, die Kameras fahren drum herum. Auf einer einsamen Szene im Zentrum steht Rediger und performt seine Songs. Die Szenen müssen bis ins Detail durchgeplant werden. So soll ein spiritueller Trip von 70 Minuten entstehen. Alice und ihre Ideale als Opferlamm auf dem Altar der Kunst.
Oh Albert: Freitag, 7. Oktober und Samstag, 8. Oktober, 21 Uhr, in der Kaserne Basel. Eine öffentliche Pre-Show gibts schon heute Abend.