Rock
Red Hot Chili Peppers für den Fan und die Familie

Neues Album, neuer Gitarrist, alter Sound: «I’m With You» der kalifornischen Band Red Hot Chili Peppers wird, wie schon der Vorgänger «Stadium Arcadium» die Hitparaden der Welt stürmen.

Stefan Künzli
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Die Red Hot Chili Peppers

Die Red Hot Chili Peppers

Mit dem Vorgänger-Album «Stadium Arcadium» hat die kalifornische Band Red Hot Chili Peppers vor fünf Jahren den Gipfel erklommen. Platz 1 rund um den Globus und vier Grammys. «Stadium Arcadium» war ein monumentales Doppel-Album mit 28 Songs. Der kommerzielle Erfolg täuschte aber darüber hinweg, dass die Band eigentlich wenig Neues zu sagen hatte. Ihr einst neuartiger Crossover-Mix aus Rock, Punk, Funk und Rap hat an Ecken und Kanten verloren. Dafür sind die Songs schlüssiger, poppiger und massentauglicher geworden. Red Hot Chili Peppers sind mitten im Mainstream angekommen.

Durchdachte, ausgefeilte Songs

Vor dem Release von «I’m With You», dem zehnten Studioalbum, überraschte Schlagzeuger Chad Smith aber mit der Aussage: «Wir wollen musikalisches Neuland betreten und uns weiterentwickeln», sagte er und weckte damit die Neugierde. Die Gelegenheit wäre günstig gewesen, denn mit dem Gitarristen John Frusciante hat 2009 jener Musiker die Band verlassen, der «Stadium Arcadium» massgeblich geprägt hatte. Er wurde ersetzt durch den 31-jährigen Josh Klinghoffer. Bassist Flea sprach denn auch von einer «bedeutungsvollen Wiedergeburt».

Doch «I’m With You» enttäuscht die Hoffnungen auf die grosse Erneuerung der «Chili Peppers». Vielmehr klingt die neue Scheibe wie die fünf Jahre jüngere Schwester von «Stadium Arcadium». Es ist die gelungene Fortführung des Erfolgsalbums. Die Songs sind noch durchdachter, strukturierter und ausgefeilter. Die Refrains noch eingängiger und hitverdächtiger. Und alles typisch Red Hot Chili Peppers. Kein Zweifel: «I’m With You» wird die Charts dieser Welt stürmen. Und fröhliche Wohlfühl-Songs wie «Happiness Loves Company», das locker-flockige «Meet Me At The Corner» und «Police Station» sind ebenso potenzielle Hit-Knaller wie die erste Single-Auskoppelung «The Adventures Of Rain Dance Maggie».

Dass Red Hot Chili Peppers auf Kontinuität setzen, wird durch die Wahl des neuen Gitarristen deutlich. Klinghoffer spielte seit 2002 auf Alben von John Frusciante mit, und war seit 2007 sogar Mitglied in der Live-Band der Chili Peppers. Die Band ist in der eigenen Familie fündig geworden. «Statt die Welt nach einem Gitarrenhelden abzusuchen, fanden wir die talentierteste Person in unserem Freund und Nachbarn Josh Klinghoffer, der auch mit John befreundet ist», sagte Flea in einem Interview. Dementsprechend schnell und nahtlos hat sich Klinghoffer in die Band eingefügt. Klinghoffer ist ein Gitarrist aus der Familie, «I’m With You» ein Album für die Familie.

Trockener Ton

Klinghoffer pflegt auf seiner Klampfe einen ähnlich trockenen Ton wie Frusciante und dehnt die Töne auch wie sein Vorgänger. Er lässt seine Gitarre da und dort aber mächtiger krachen als sein Vorgänger. Gleich auf dem Opener «Monarchy Of Roses» mit ächzenden und knarrenden Noise-Elementen. Sowieso: Die stärksten Momente erlebt die Scheibe, wenn der Neue den Frieden mit schrägen Einwürfen («Factory Of Faith») oder Krach-Wänden («Goodbye Hooray») stört. Höhepunkt ist «Brendan’s Death Song» der mit akustischer Gitarre folkig harmlos beginnt, dann aber anschwellt, sich in ein lärmendes Ungetüm verwandelt, das mit der lieblichen Melodielinie von Sänger Anthony Kiedis kontrastiert. Klinghoffer gibt also doch dezente, aber wichtige Impulse und ist ein Versprechen für die Zukunft der Band.

Reizvoll sind auch die karibischen und afrikanischen Anleihen wie in «Ethiopia», das von der Afrika-Reise mit Damon Albarn inspiriert ist, «Did You Let You Know», wo ein ungerader Rhythmus in ein Trompeten-Solo (nicht von Flea, sondern von Gast Mike Bulger) und ein Timbales-Gewitter mündet sowie «Dance, Dance, Dance», der sich an den zentralafrikanischen Soukous oder dem Zouk der Antillen anlehnt.

Innerhalb der bekannten, bewährten Pfade gibt es also durchaus auch neue, spannende Ansätze zu entdecken. «I’m With You», erneut von Rick Rubin produziert, setzt keine neuen Massstäbe, ist aber ein kurzweiliges Album, das Spass macht. Wie sagte doch Anthony Kiedis: «Wir wollten immer etwas machen, das Spass bringt.»

Red Hot Chili Peppers I’m With You. Warner.