Sol Gabettas widmet dem lettischen Komponisten Peteris Vaks eine ganze CD - eine grossartige.
Als ich Ende August 2001 – bald 15 Jahre ists her – an ebendieser Stelle schrieb «Engel singen nicht, sondern spielen Cello» hatte ich nicht nur erstmals ein Werk des 1946 geborenen lettischen Komponisten Peteris Vasks gehört. Nein, damals hatte ich vor allem zum ersten Mal das grosse Vergnügen, die 1981 geborene Cellistin Sol Gabetta im Konzertsaal zu erleben. Konzertsaal ist etwas übertrieben, der mehr schlechte als rechte Marianische Saal in Luzern war es bloss. Hier mussten oder durften die Debütanten des Lucerne Festival antreten. Als die junge Cellistin Sol Gabetta zur Zugabe ihres bejubelten Festivaldebüts den 2. Satz aus «Gramata cellam» von Peteris Vasks spielte, war nach der Aufführung von Werken Schuberts, Pendereckis und Tschaikowskys ein unvergesslicher Glücksmoment erreicht.
Gabetta stieg alsbald auf in den Cello-Olymp, wurde eine von zehn berühmtesten Klassikkünstlern, die mit Herz und Technik die Welt beglücken (in den letzten Jahren aber kaum mehr in Luzern). Geht ein berühmtes Sinfonieorchester inklusive Stardirigent mit Gabetta
auf Tournee, ist sie der Magnet, ist jene Künstlerin, die vom Konzertplakat lacht. Chapeau, dass sie dennoch und weiterhin eine Lanze bricht für die Neue Musik – und für Musik eines Komponisten, der immer noch viel zu sehr am Rande der grossen Musikwelt steht, für Peteris Vasks.
Einfach gesagt ist er die dramatische Ausführung des sanften Esten Arvo Pärt. Vasks Musik ist voller Ecken und Kanten und phänomenalen Schönheiten. Zu hören ist das auf der CD in seinem Konzert für Cello und Streicher, einer Abendmusik für Orgel und Cello sowie im legendären «Buch für Cello».
Gabetta spielt diese Musik nicht nur mit innigem lyrischem Ton, mit emphatischem Nachdruck und mit grossem Gestaltungsreichtum: Sie lebt sie.
Fast wie in der Konzertkritik 2001 können wir schliessen mit: «Als in Vasks Solo-Werk auch noch eine Singstimme erklingt, meint man bald, einen Engel zu hören.»