Musik
Dieser innovative Berner Akkordeonist ist auf dem internationalen Sprung

Es ist ein guter Start in den Frühling für Mario Batkovic. Das Albumdebüt des innovativen Berner Akkordeonisten wird international veröffentlicht. Und er geht auf Tour in Amsterdam, Berlin und London.

Sam Mumenthaler
Drucken
International gefragter Akkordeonist aus Bern: Mario Batkovic.HO

International gefragter Akkordeonist aus Bern: Mario Batkovic.HO

HO

Das nennt man Begeisterung. Ein Onlinekritiker, der letzten November Mario Batkovics Soloauftritt am «Le Guess Who?»-Festival in einer alten Kirche im niederländischen Utrecht gesehen hatte, wollte anschliessend gleich nach Hause gehen. «Ich konnte mir einfach keine Steigerung mehr vorstellen», schreibt er schwärmerisch. Wie eine Todesfee habe der Akkordeonist aufgespielt, heisst es in der Besprechung, Batkovic habe seine bosnischen Wurzeln perfekt mit einem Schuss «Schweizer Anarchie» im Young-Gods-Stil gemischt. Der Kritiker erfand auch gleich eine neue Bezeichnung für Batkovics Stil: «Madcordion» – eine Kombination von «mad» und «accordion».

Neue Messlatte

Kein Zweifel: Batkovic hat mit seiner neuen Spielart das Akkordeon auf ein neues Level gehoben. Wenn der 36-Jährige aufspielt, eins mit seinem Instrument, in das er tief hineinzuhorchen scheint, dann verstummen gestandene Rocker, obschon Batkovics strikt instrumentale Musik etwas Klassisches, ja Sakrales hat.

Umgekehrt erkennen auch Liebhaber der sogenannt Neuen Musik das Potenzial dieser durchkonzipierten und doch grenzenlosen Kompositionen. Fan des Akkordeonisten mit bosnischen Wurzeln ist auch Geoff Barrow von der britischen Trip-Hop-Band Portishead, der ihn für sein Label Invada verpflichtete. Dort wurde Batkovics erstes Soloalbum von 2015 eben in einer neuen, erweiterten Version in England veröffentlicht. In den nächsten Wochen wird ganz Europa folgen.

Sofort gibt es auch für das Album international frenetisches Lob: «Eine neue Messlatte in der zeitgenössischen Musik», findet das Musikmagazin «Louder than War» und vergibt 10 von 10 Punkten. Das britische Konkurrenzblatt «Mojo» hat Batkovic zum aufstrebenden Star deklariert und lobt dessen demütige Haltung und futuristische Musik.

Der Nerv der Zeit

Vorbei die Zeiten, als Batkovic, der auch auf dem neuen Album von Stiller Has mitwirkt, mit einheimischen Bands wie den Kummerbuben durch die lokalen Clubs tingelte. Es stehen Konzerte in ganz Europa an – unter anderem in Amsterdam, Berlin, Brüssel und London. «Ich versuche, das Schöne in der Dunkelheit zu finden», wird Batkovic in «Mojo» zitiert. Damit und mit seiner ebenso innovativen wie intensiven Musik, die sich in keine Schubladen verstauen lässt, hat er offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen.

Mario Batkovic Mario Batkovic, Invada/Musikvertrieb, www.batkovic.com.