Das La Cetra Barockorchester Basel führte alle sechs Brandenburgische Konzerte von Bach in einem Konzert auf.
Regenschirm an Regenschirm reihten sich die Besucher an diesem trüben Sonntagnachmittag geduldig vor der Peterskirche auf. Der Einlass lief schleppend, denn erneut war das Konzert des La Cetra Barockorchesters bis auf den letzten Platz ausverkauft. Viele, die es spontan probierten, mussten enttäuscht umkehren. Der Name La Cetra ist ein Publikumsmagnet. Noch dazu, wenn die beliebten «Brandenburgischen Konzerte» auf dem Programm stehen, die eher selten alle zusammen in einem Konzert erklingen.
Als CD-Gesamteinspielungen gibt es sie wie Sand am Meer. «Aber sie live zu hören, ist nicht dasselbe», weiss auch eine Besucherin, die noch am Vorabend ihre CD entnervt aus dem Spieler wieder entfernte. Sind die Brandenburgischen zu perfekt und steril eingespielt, dann wirken sie aufdringlich. Der warme, leicht schwimmende Live-Klang mit viel Nachhall in der Kirche macht die Konzerte dagegen erst so richtig interessant.
Die sechs Stücke sind eigentlich eine Art Bewerbungsmappe von Johann Sebastian Bach, die er für den kunstliebenden Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt zusammengestellt hat. Er wollte seine vielfältigen Fähigkeiten unter Beweis stellen und erhoffte sich weitere Aufträge oder gar eine Anstellung. Das Ergebnis ist folglich kein zusammenhängender Zyklus, sondern eher eine lose Zusammenstellung von sehr unterschiedlichen Werken.
Aufbauend auf dieser Erkenntnis nahm sich La Cetra die Freiheit die Reihenfolge der Konzerte umzustellen. In der ersten Hälfte erklangen die Stücke mit kleineren, teils kuriosen Besetzungen. So standen beim Konzert Nr. 4 zu Beginn zwei Blockflöten als Soloinstrumente im Zentrum. Beim darauffolgenden Konzert Nr. 6 lieferten sich zwei Bratschen und eine Viola da Gamba einen Schlagabtausch. In der zweiten Konzerthälfte erklangen die bekannteren und voller besetzten Konzerte wie das Konzert Nr. 1 und 2, bei denen auch Hörner und Trompeten mitspielen.
Immer konstant dabei blieben Katharina Heutjer an der Violine und Sebastian Wienand am Cembalo, die von ihrer Position aus jeweils abwechselnd leiteten. Sie sorgten für die pulsierenden Rhythmen, den richtigen Schwung und die nötige Kommunikation und Balance im Ensemble. Die unterschiedlichen Stimmen liessen sich, trotz der Kirchenakustik, die besonders die mittleren Lagen doch etwas verschleierte, stets so verfolgen als wären sie miteinander im Gespräch.
Mit äusserst warmen und geschmeidigen Klang, der durch die historischen Instrumente nicht immer ganz sauber, dafür jedoch interessant und natürlich wirkte, entfalten die Musiker den Bach’schen Zauber. Wegen der langen Umbaupausen beschränkte sich das Konzert nicht nur auf puren Musik-Genuss, sondern bot mit der SRF 2 Kultur Moderatorin Patricia Moreno auch Hintergrundinformationen und kurze Statements der Musiker.
Einerseits ist der Erkenntniszugewinn begrüssenswert, andererseits stellte es sich als keine leichte Aufgabe heraus, zwischen den stimmungsvollen, teils zarten Musikstücken plötzlich auf verbale Unterhaltung umzuschalten.
La Cetra verabschiedete sich mit rasanten Tempi und spannenden Steigerungen im Konzert Nr. 2 und schickte das Publikum am Schluss mit einer abrupt endenden, fragenden Phrase und einem echten Fragezeichen in den Abend: Ob sie wohl den Grammy am 12. Februar, für den sie gemeinsam mit der Sängerin Magdalena Kožená nominiert sind, gewinnen?