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Bryan Adams ist kein Mann der Schnörkel oder Verzierungen. Direkt, klar kommt der Kanadier auf den zwölf neuen Stücken zum Punkt. Im Interview gibt er Auskunft über sein neues Album, das Älterwerden und das Musical «Pretty Woman».
Ob Up-Tempo-Rocker («Part Friday Night, Part Sunday Morning»), Soul-Ballade («Talk To Me») oder Coversong («Whiskey In The Jar») – der 59-jährige Ehemann und Vater von zwei Mädchen singt mit seiner bewährten Stimme alles souverän und beseelt, und auch eine Jennifer Lopez bringt ihn nicht aus dem poprockmelodischen Gesamtkonzept. Im Spätsommer kommt das Musical «Pretty Woman» nach Hamburg, dessen Musik er komponiert hat.
Bryan Adams: An mich selbst. Aber ich schrieb das Lied in der Zeit, in der mein Vater von uns ging, insofern denke ich beim Singen jetzt immer an ihn.
Es freut mich, dass Sie den Song so empfinden. Ja, das ist mir sogar sehr wichtig. Gerade in diesen turbulenten Zeiten.
Wir waren beide gleichzeitig in Irland, um Konzerte zu spielen. Ich habe ihn nach seiner Show besucht, wir sind was trinken gegangen und noch in dieser Nacht zu Freunden geworden. Die Songidee habe ich ihm ein paar Wochen später geschickt. Er war begeistert und hat mir geholfen, «Shine A Light» zu vollenden.
Unspektakulär. Ich schrieb ihrem Manager ein Mail, weil ich fand, der Song würde für uns beide passen.
Meine beiden Töchter. Ich hatte mich gefragt, was sie wohl sagen würden, sobald sie richtig sprechen können, und mittlerweile stecken die zwei mich bei unseren Unterhaltungen locker in die Tasche. Die beiden sind jetzt sechs und fast acht Jahre alt. Ich finde es sehr schön, dass sie immer zu mir kommen und mir erzählen, was sie auf dem Herzen haben.
Ach! Seien wir ehrlich. Alle meine Alben klingen doch irgendwie ganz schön ähnlich. Es ist meine Stimme, die den Laden zusammenhält. Man könnte jeden Song vom neuen Album nehmen und ihn auf «Reckless» packen, das 1984 rauskam.
Ja. Ich halte rein gar nichts davon, in der Vergangenheit zu leben. Was bringt mir das? Null. Ich denke nicht darüber nach, was ich getan habe, sondern darüber, was ich tun werde und tun möchte.
Nun denn. Mein Sechzigster. Wer weiss, vielleicht überrasche ich mich noch selbst und schmeisse eine Party. Aber mindestens wird es ein mexikanisches Dinner geben, selbstverständlich rein vegan.
Nicht besonders gut, nein. Aber ich komme damit klar.
Ja. «18 Til I Die» ist eine Metapher für mein Leben. Wer will denn schon alt werden und sich auch noch wie ein alter Mensch benehmen. Ich ganz bestimmt nicht. Danke schön (auf Deutsch).
So habe ich das bis jetzt gar nicht betrachtet, aber ja, wo Sie es nun erwähnen: Doch, doch, ich mag es, mich zu präsentieren. Ich glaube, ich bin ganz vorzeigbar. Und, der ernste Teil der Antwort: Vielleicht kann ich mit meinem Äusseren ein bisschen Werbung für gesunden Lebenswandel machen. Langsam verschiebt sich in der Gesellschaft ja einiges zum Besseren und immer mehr Menschen erkennen, wie gefährlich Alkohol, Fleisch und Fisch für uns sind.
Ich versuche, jeden Tag meine Gymnastik zu machen. Stretching und so, bisschen Ausdauer dazu.
Sehr gut. Zwei Künstlerateliers sind schon eingezogen, das Haus selbst ist wirklich ein schöner Ort.
Ich werde dieses Jahr ein neues Buch mit Porträts veröffentlichen. Es heisst «Homeless». Ich zeige darin Menschen, die in London auf der Strasse leben.
Sagen wir es so: Es sind interessante Zeiten, in denen wir leben. Ich habe Grossbritannien vor zwei Jahren verlassen, um in New York an dem Musical «Pretty Woman» zu arbeiten, und habe zurzeit keine Pläne, nach England zurückzukehren.
Ich war schon lange heiss auf diese Aufgabe, vor zehn Jahren schon hatte ich meine Fühler ausgestreckt. Als ich hörte, dass «Pretty Woman» nun tatsächlich für die Bühne umgesetzt werden sollte, bin ich bei den Produzenten vorstellig geworden und habe den Job bekommen.
Das Komponieren für «Pretty Woman» war eine wirklich besondere Erfahrung, ich würde es sofort wieder tun, selbst wenn es fürchterlich viel Arbeit war. Der Unterschied zu meinen eigenen Platten ist, dass man beim Musical für ein spezifisches Szenario schreibt, und das probiert man so lange, bis es passt und alle zufrieden sind. Und dann macht man weiter mit der nächsten Szene. Ein Knochenjob. Aber faszinierend.
Ich kann es kaum erwarten, unsere Songs auf Deutsch zu hören.
Klar (lacht). Wer nicht?
Bryan Adams: «Shine A Light» ab 1. 3.