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Kultur
Es ist die Zeit der Brückentage. Doch was tun mit der freigewordenen Zeit? Gegen die Langeweile hilft ein Besuch bei Charlie Chaplin oder Joseph Beuys.
Wenn es in der Schweiz eine Beuys-Stadt gibt, dann ist es Basel. Hier hat der Deutsche Künstler Fasnächtler in Filz gekleidet, Performances und Aktionen veranstaltet. Das Kunstmuseum war 1969 eines der ersten Museen, das nach Auftritten an der Documenta Beuys Werke ausstellte − und die Sammlung seither ausbaute und pflegte.
Ebendiese Sammlung wächst nun aus dem Haus für Gegenwart als Dauerausstellung in die Stadt hinein. Elf Vitrinen geben dem Beuys’schen Konvolut einen Rahmen und ein Zuhause. Die Schaukästen standen als «Laboratorien der Imagination» schon Ende der 1990er-Jahre in Basel zur Schau.
Nun fassen sie im prominenten Museumsneubau ein breites Spektrum von kleineren Objekten, Relikten von Performances und Multiples. Die Vitrinen sind zum 100. Geburtstag, den der Künstler am 15. Mai feiern würde, eine grosszügige Schenkung der Basler Mäzenin Maja Oeri und ihrer Familie.
Joseph Beuys Sammlung. Dauerausstellung ab 12.5. Kunstmuseum Basel, Neubau
Nur Schauen und nichts anfassen? Ein Museumsbesuch kann für Kinder ganz schön langweilig sein. Nicht aber am internationalen Museumstag. Dieser ist ganz dem jüngsten Publikum der Museen gewidmet und auch im Aargau bieten die Häuser ein Programm an, das Familien unterhält.
Am 16. Mai zeigen einem die im Stadtmuseum Aarau residierenden Artisten, wie man mit dem ganzen Körper Objekte geschickt und bestenfalls elegant balanciert. In Baden spannen gleich vier Museen zusammen. Im Museum in Langmatt, im Historischen Museum und im Kindermuseum sowie im Kunstraum gibt es Führungen und Workshops.
Ein Oldtimerbus fährt die Gäste von einem Haus zum nächsten. Im Internet geht das interaktive Programm sogar noch weiter. Mit Fotos kuratieren die jungen Museumsbesucher im «Universalmuseum Futurama» eine eigene Ausstellung, die laufend wächst.
Futurama Baden. 16.5. Universalmuseum auf www.futuramabaden.ch
Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea verläuft durch Bern. Gleich zwei Museen nehmen sich dem geteilten Land an. Das Kunstmuseum verbindet Nord- und Südkorea mit der Ausstellung «Grenzgänge». Getrennt von einer 250 Kilometer langen Grenze aus Zäunen und Stacheldraht entwickeln sich ganz unterschiedliche Kunstverständnisse: Im sozialistischen Norden realistische Malerei und ikonografische Fotografie, im Süden eine vitale Gegenwartskunst.
Auf der einen Seite ist Kunst auch Propaganda, auf der anderen darf sie die Gesellschaft kritisieren. Beide Welten sind zu sehen in der Sammlung von Diplomat und Unternehmer Uli Sigg. «Let’s Talk about Mountains», sagte sich das Alpine Museum und reiste mit einer Filmkamera 2018 nach Nordkorea. Über 40 Gespräche mit Schülerinnen und Bergbauern, mit Wanderern und Hoteliers porträtieren filmisch das Land.
Grenzgänge und Let’s Talk about Mountains. Kunstmuseum Bern. 30.4.−5.9. Alpines Museum, Bern. Seit 27.3.
Es ist kein urchiges Chalet mit karierten Vorhängen − das wäre Klischee − trotzdem fühlt man sich im Bündner Kunstmuseum wie in einem behaglichen Wohnzimmer. Die international bekannte Künstlerin Zilla Leutenegger hat es eingerichtet. Es ist weniger das Zuhause der Zeichnerin, mehr das ihrer Kunstfigur. Ein schwerer Sessel samt Ottomane und Leuchte wirft einen Schatten, aus schwarz gezogenen Linien wird ein Regal.
Illusion und Wirklichkeit zeichnen Hand ihn Hand ihren eigenen Raum. Zillas «Wohnung» in Chur hat sechs Zimmer. Es gibt Innen- und Aussenräume, Ein- und Ausblicke. Es ist eine umfassende Werkschau, die unter dem Titel «Espèces d’espaces» − Träume von Räumen − einem langjährigen Arbeitsthema der Künstlerin folgt. Die Besucherinnen und Besucher schlendern durch Zillas Räume der Sehnsucht, Orte die Speicher sind, für ihre Erinnerungen, Ängste und Sehnsüchte.
Espèces d’espaces. Bündner Kunstmuseum Chur 1.5.−1.8.
Auch ohne Stock und Hut lässt sich in Corsier sur Vevey auf Charlie Chaplins Spuren wandern. Die prächtige Villa lockt seit 2000 Cineasten an den Genfersee. In diesem Frühjahr widmet sich das Museum nun ganz dem grossen Diktator. Mitten im Kriegsjahr 1940 kämmte sich Charlie Chaplin den schmalen Schnauzer und tauschte Melone gegen Uniformskappe.
Die Satire über Hitlers Nationalsozialisten ging in die Filmgeschichte ein, legendär ist die Schlussszene, in der Chaplin eindringlich Menschlichkeit fordert: «Kameraden, im Namen der Demokratie: Dafür lasst uns streiten!» Nun, gut 80 Jahre später, zeigt das Chaplin Museum bisher unveröffentlichte Szenen, Archivbilder geben den Blick hinter die Kulissen frei und enthüllen technische Tricks und Kniffe. Wer nach so viel Filmgeschichte noch nicht genug hat, findet etwas weiter in Vevey, «Stadt der Bilder», übrigens auch ein Kameramuseum.
Chaplin und der Grosse Diktator. Chaplin’s World, Corsier sur Vevey. 12.3.−29.8.
Selfies im Verzascatal und ein Cocktail am Lago Maggiore − doch auch die Berge locken im Tessin nicht nur mit ihrem Panorama, sondern ebenso mit Kultur. In Bosco/Gurin, dem höchsten, ganzjährig bewohnten Dorf des Kantons, versteckt sich eines der besten Museen Europas.
Um auf 1500 Metern gegen die Landflucht anzukämpfen gründete die Walsergemeinde 1938 das Museum. Es bewahrt die aussterbende Sprache, das Walserdeutsch, wie ein begehbares Wörterbuch. Im historischen Gebäudeensemble bleibt daneben Platz für ein Architektur-, Wohn-, Kunst-, und Landwirtschaftsmuseum. Führungen und ein engagiertes Kursprogramm verbinden die verschiedenen Ansprüche.
Das Walserhaus wurde vergangene Woche vom «European Museum Forum» mit dem «Meyvaert Museum Prize for Sustainability» geehrt. Es macht also seine Arbeit als Bewahrerin des sozialen und kulturellen Erbes ausgezeichnet.
Walserhaus Gurin. 17.4.−31.10. Bosco Gurin. Sonderprogramm am 16.5.