Die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern haben eine hohe Bedeutung in Ferrantes Werk. Sie zeichnet sie aber als komplexe Erfahrung von grosser Ambivalenz. Die Schwangerschaft beschreibt sie beispielsweise als «ein Stück Fleisch», das im Innern der Mutter heranwächst, bei der Geburt im Kampf von widerstrebenden Kräften aus dem Körper ausgestossen wird und dann weiterwächst. Ein drastisches Bild. Ihre Figuren tun sich schwer mit der Schwangerschaft, mit der Erziehung der Kinder, mit ihrer Sexualität. Ferrante ist bemüht um grösstmögliche Authentizität. In Interviews sagt sie, die idealisierenden Darstellungen der Mutterschaft würden bei Frauen Schuldgefühle hervorrufen, sobald sie mit deren frustrierenden Seiten konfrontiert sind. Auch zu weiblicher Sexualität müsse eine eigenständige literarische Tradition erst noch erfunden werden. Elenas und Lilas Verhalten seien zwei unterschiedliche Arten von Anpassung an Männer und deren Sexualität.