Mitleidlose Outlaws

LESBAR AMERIKA

Florian Weiland/ axel Knönagel, dpa
Drucken
Boyle_24737_MR.indd (Bild: Florian Weiland/ Axel Knönagel, dpa)

Boyle_24737_MR.indd (Bild: Florian Weiland/ Axel Knönagel, dpa)

LESBAR AMERIKA

Was sind das für Menschen, die jeden Halt verloren haben, Amok laufen und sich gegen die Gesellschaft, in der sie leben, stellen? T. C. Boyle zeigt, wohin absoluter Freiheitsanspruch, Verfolgungswahn und Waffenvernarrheit führen: in den Abgrund. Im Zentrum steht der 25jährige Adam. Ein kahlrasierter Aussenseiter, der sich als Nachfolger des Trappers John Colter sieht, versteckt in den Wäldern lebt, Drogen anbaut und Waffen hortet. Nicht weniger krass zeichnet der Autor Adams Vater Sten, einen Ex-Marine, der, als er und seine Frau im Urlaub Opfer eines Raubüberfalls werden, Selbstjustiz übt. Mit bitterer Ironie schildert Boyle, wie er für seine Tat nicht verurteilt, sondern als Held gefeiert wird. Und dann ist da noch Sara, Adams Freundin. Auch sie ein radikaler Gegner der Staatsgewalt und voller Wut. Drei Outlaws, für die nur ihre eigenen Gesetze gelten. Ein Funke genügt – und sie explodieren. Adam wird zum Mörder. Eine erbarmungslose Menschenjagd beginnt. Einmal mehr beschreibt Boyle die dunkle Seite Amerikas. Seinem rasant erzählten Roman fehlt nur eines: Humor und Mitgefühl.

T. C. Boyle: Hart auf Hart, Hanser 2015. 396 S., Fr. 33.90

Talentierter Anfänger

«Der Fänger im Roggen» um den 16jährigen Holden Caulfield, der gegen Verlogenheit und Heuchelei der Elterngeneration rebellierte, ist einer der bekanntesten amerikanischen Romane nach 1945. Andere Werke J. D. Salingers gibt es jedoch kaum. Jetzt sind «Die jungen Leute», drei frühe Kurzgeschichten des Autors, auf Deutsch erschienen, die der am Anfang seiner Schriftstellerkarriere 1940 und 1944 veröffentlichte. Sie zeigen einen Schriftsteller auf der Suche. Bemerkenswert, dass die Geschichten fast ausschliesslich aus Dialogen bestehen. Salinger beweist dabei ein feines Gespür für Nuancen und Stimmungen. Dies zeigt sich besonders in «Geh zu Eddie». Ein junger Mann ermahnt seine Schwester, auf ihren Ruf zu achten, und betont dabei: «Ich habe gesagt, dass ich es gehört habe. Und das ist doch wohl schlimm genug.« Grosse Literatur schrieb Salinger allerdings damals noch nicht.

J. D. Salinger: Die jungen Leute, Piper 2015, 67 S., Fr. 21.90

Bild: Florian Weiland/ Axel Knönagel, dpa

Bild: Florian Weiland/ Axel Knönagel, dpa