Schweizer Filmproduzentin nach Cannes eingeladen

Die Zürcher Filmproduzentin Sereina Gabathuler wird in Cannes ausgezeichnet und stellt ihren «Chris the Swiss»-Nachfolger vor.

Lory Roebuck
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Filmproduzentin Sereina Gabathuler. (Bild: IMP)

Filmproduzentin Sereina Gabathuler. (Bild: IMP)

Sereina Gabathuler hat gut lachen. «Ich habe zum ersten Mal Austern probiert. Sie haben mir zwar nicht geschmeckt, aber immerhin hatte ich endlich Gelegenheit dafür!» Die 37-jährige Filmproduzentin aus Zürich ist zum zweiten Mal an den Filmfestspielen von Cannes. Ihr Film «Chris the Swiss», im März mit drei Schweizer Filmpreisen ausgezeichnet, hatte vor genau einem Jahr hier Premiere gefeiert.

«Das war überwältigend», erinnert sich Gabathuler.

«Jetzt, beim zweiten Mal, ist alles viel entspannter. Ich brauche keine Highheels, sondern kann hier bequem in Turnschuhen herumlaufen!»

Gabathuler, die seit 2008 bei der Zürcher Filmproduktionsfirma DschointVentschr arbeitet, wurde dieses Jahr als sogenannter Producer on the move nach Cannes eingeladen, eine Auszeichnung, die an die zwanzig vielversprechendsten europäischen Filmproduzenten geht. «Es ist toll, gleich wieder hier zu sein», sagt Gabathuler. «Ich kann ‹Frozen Soil› vorstellen, das neue Projekt von Regisseurin Anja Kofmel .

Auf der Suche nach Co-Produzenten

«Frozen Soil» steckt noch in der Anfangsphase, Gabathuler sucht in Cannes nach zwei bis drei geeigneten Co-Produzenten. Denn wie schon «Chris the Swiss» wird auch «Frozen Soil» eine Mischung aus Animations- und Spielfilm – ein gigantischer Aufwand, der mit Geld und Knowhow aus der Schweiz alleine kaum zu stemmen wäre. Gabathuler ist zuversichtlich: «Cannes ist die perfekte Plattform zum Networken, hier sind alle auf einem Haufen. Du kannst fast im Halbstundentakt Meetings halten.»

Eine blinde Frau kann wieder sehen

Handelte «Chris the Swiss» noch von einem Schweizer Reporter, der im Jugoslawienkrieg in den 90er-Jahren getötet wurde, spielt die Handlung von «Frozen Soil» laut Gabathuler in der nahen Zukunft. Der Film dreht sich um eine blinde junge Frau, die dank einer künstlichen Intelligenz plötzlich sehen kann. Doch kann sie diesen Bildern trauen, oder wird sie manipuliert? «Es geht um die Gefahren der Technologie und den Verlust unserer Eigenständigkeit.»

«Es geht um die Gefahren der Technologie und den Verlust unserer Eigenständigkeit.» Ein bisschen wie die düstere Netflix-Serie «Black Mirror» also? Die Produzentin nickt «und doch ganz anders.»

«Ich lerne viele tolle Leute kennen»

Neben «Frozen Soil» bewirbt Gabathuler in Cannes noch zwei weitere Spielfilme und einen Dokumentarfilm bei potenziellen Partnern. Die Woche an der Côte d’azur habe ihr Selbstvertrauen weiter gestärkt. «Als Producer on the move merke ich, dass ich hier nochmals anders akzeptiert werde. Ich lerne viele tolle Leute kennen und kann auf einem ganz anderen Level als vor ein paar Jahren mit ihnen diskutieren.» Heute könne sie hinstehen und sagen, schaut, das sind meine Projekte. «Ein tolles Gefühl», schwärmt die Produzentin aus Zürich.