Masato geht mit Nudelsuppe durchs Leben

Der Regisseur Eric Khoo verwebt in seinem gluschtig-machenden Film «Ramen Shop» die Kulinarik-Leidenschaft seines Protagonisten eng mit dessen dramatischer Familiengeschichte.

Irene Genhart
Drucken
Masato (Takumi Saitoh) auf kulinarischen Reisen. (Bild: Filmcoopi)

Masato (Takumi Saitoh) auf kulinarischen Reisen. (Bild: Filmcoopi)

Ob die Leidenschaft fürs Kulinarische in den Genen liegt, sei dahingestellt, dass Liebe (und damit auch deren Gegenteil) durch den Magen geht, ist allerdings kaum zu bezweifeln. In «Ramen Shop», dem neuen Film des Singapur-Chinesen Eric Khoo nun aber, verwebt sich das eine unabdingbar mit dem anderen. Im Zentrum steht der junge Masato (Takumi Saitoh), der mit seinem Vater (Tsuyoshi Ihara) im japanischen Takasaki ein Nudelsuppen-Restaurant betreibt.

Die beiden sind sich seltsam fremd. Der Vater scheint den frühen Tod seiner Frau vor einigen Jahren nie verkraftet zu haben, und Masatos Bemühungen, ihn mit leckeren neuen Rezepten zu überraschen, schlagen regelmässig fehl. Als der Vater unverhofft an Herzversagen stirbt, findet Masato in seinen Hinterlassenschaften alte Familienfotos sowie ein rotes Notizbuch seiner Mutter, das er allerdings nicht lesen kann: Sein Vater war Japaner, die Mutter Chinesin; kennengelernt hatten sich die beiden in Singapur, wo die Familie die ersten Jahre lebte. Masato allerdings hat kaum Erinnerungen an seine frühe Kindheit und an seine Mutter erinnert ihn vor allem der Geschmack der Schweinerippensuppe, die sie ihm immer kochte. Einer Eingebung folgend reist er spontan nach Singapur. Begleitet von der alleinerziehenden Mutter und Food-Bloggerin Miki (Seiko Matsuda) entdeckt er hier nicht nur die Köstlichkeiten der Singapurer Fusion-Küche, sondern findet schliesslich auch einige seiner chinesischen Verwandten wieder: Onkel Ah Wee sowie Oma Lee, deren Familie zur Zeit der japanischen Besetzung brutal auseinandergerissen wurde.

Anfang und Ende in der Küche

«Ramen Shop», der original im Zusammenzug der Bezeichnungen für japanische Nudelsuppe (Ramen) und Singapurer Schweinerippenbrühe (Bak Kuh Teh) sinnig «Ramen Teh» titelt, beginnt und endet in einer Küche. Die Story ist nicht sonderlich originell. Und weil Khoo alle Szenen um Essen und Essenszubereitung kreisen lässt, und somit auch alle (wichtigen) Gespräche während dem Kochen oder beim Essen stattfinden, muss man aufpassen, den Faden der Familiengeschichte nicht zu verlieren. Doch Khoo hat sich schon in früheren Filmen – etwa dem Gastro-Kritiker-Movie «Wanton Mee» (2016), oder der Lovestory «Mee Pok Man» (1996) – den Ruf eines talentierten Kino-Kulinarikers geholt und beweist diesen auch hier. Die samtig-glänzenden Nudeln, die brodelnden Suppen und das saftig gekochte Schweinefleisch sind derart appetitlich inszeniert, dass einem im Kino das Wasser im Mund zusammenläuft. Die auf den Singapurer Wochenmärkten spielenden Einkaufs-Szenen sind schon visuell eine pure Freude. Und die zahllosen Singapurer Imbiss-Stuben und Edel-Lokale, die im Laufe des Films aufgesucht werden – und in denen der japanischen Star-Koch Keisuke Takeda auftritt –, werden derart einladend präsentiert, dass man am liebsten selber vorbeischauen möchte. Bon appétit!