Starpianist Arcadi Volodos: «Meine Musik wird aus der Stille geboren»

Mehr als auf lauten Applaus setzt der russische Pianist Arcadi Volodos auf jene Spannung, die zwischen ihm und den Zuhörern entstehen kann. Am Montag spielt er in Zürich in der Tonhalle Maag.

Rolf App
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Arcadi Volodos. (Bild: Sony)

Arcadi Volodos. (Bild: Sony)

Sein Brahms klingt weich und klar. Es ist ein nach innen gekehrtes, zartes Spiel, das der 46-jährige russische Pianist Arcadi Volodos auf seiner jüngsten CD in dessen Klavierstücken und Intermezzi angedeihen lässt. «Derart penibel austariert, gut durchdacht und dadurch zum Funkeln gebracht, hört man Brahms’ melancholische Intermezzi sonst nie», urteilt die Fachzeitschrift «Fono Forum». Er selber hat in einem Interview gesagt: «Als nächstes möchte ich Schubert aufnehmen.»

Mit Schubert kommt Volodos am Montag nach Zürich in die Tonhalle Maag. Er eröffnet dort die Neue Konzertreihe Zürich, in deren Verlauf unter anderem die Geigerin Patricia Kopatchinskaja, der Cellist Sheku Kanneh-Mason und der Pianist Grigory Sokolov auftreten werden – und, in einer parallel geführten Reihe in der Kirche St. Peter, mehrere Streichquartett- Formationen.

Der ersten folgt eine zweite Karriere, die ganz anders ist

Volodos bestreitet die erste Hälfte seines Programms mit Schuberts früher Sonate E-Dur D 157 und lässt ihr die sechs Moments musicaux D 780 folgen, Stücke von Sergej Rachmaninow und Alexander Skrjabin schliessen sich an. In der Musik, hat Volodos gesagt, könne man mehr Spiritualität finden als in der Kirche. Er selber lebt lange mit der Musik, bevor er mit ihr in die Öffentlichkeit tritt. Er sucht sie in der Ruhe und Abgeschiedenheit, in der er lebt, seit er mit Frau und Kind weg von Paris nach Spanien gezogen ist, wo er, in der Nähe von Madrid, im Wald und mit Blick auf die Berge lebt. Das Spanisch, mit dem er unsere Fragen beantwortet, klingt so weich und klar wie sein Brahms. Es geht eine grosse Ruhe von ihm aus – ein Zustand, der für Arcadi Volodos lebenswichtig ist.

«Wenn ich unterwegs bin, ist um mich herum meistens dieser Lärm. Ich lebe in Hotels und Restaurants, verkehre an Bahnhöfen. Aber bevor ich auftrete, brauche ich unbedingt Ruhe.»

Die Musik, seine Musik, wird «aus der Stille geboren», sagt er. Es ist dies ein unübersehbarer Kontrast zum ersten Teil seiner Karriere, in der er, nach dem ­Début 1996 in der Carnegie Hall, als «Klavier-Schwarzenegger» angepriesen wird – bis er die Reissleine zieht. «Sie wollten immer, dass ich brillante, technisch effektvolle Stücke spiele», sagt er. «Irgendwann war ich es leid und habe gesagt: Goodbye, Amerika.»

Er kennt jetzt seine Grenzen, tritt sehr viel weniger auf und ­erarbeitet sich ein Repertoire, das aus dem Herzen kommt. 2013 veröffentlicht er Stücke des unbekannten Spaniers Federico Mompou, und auch in unserem Gespräch spricht er von der Magie, die im Konzert entstehen kann. «Man hört diese Stille, diese aussergewöhnliche Stille, und man spürt die aufgeladene Luft.»

Hinweis Montag, 19.30 Uhr, Tonhalle Maag Zürich