Der 28jährige Fotograf Mirko Ries fotografiert Prostituierte beim Sex. Ab heute sind seine Bilder an der Photo 13 in Zürich ausgestellt.
Mirko Ries: Nein. Ich trage diese Idee schon ewig mit mir herum, sieben Jahre, um genau zu sein. Ich habe in der Nähe der Langstrasse gearbeitet und bin jeden Tag an den Prostituierten vorbeigelaufen. Diese Frauen und ihre Arbeit haben mich schon immer sehr fasziniert.
Ries: Ich kann nicht genau erklären, warum. Mich interessiert nicht nur das, was man auf den ersten Blick sieht oder öffentlich passiert. Eine Session findet ja hinter verschlossenen Türen statt, aber darüber wird nicht gesprochen. Es ist ein Tabuthema.
Ries: Aus meiner Sicht nicht. Nur weil wir etwas nicht kennen, ist es nicht grundsätzlich schlecht. Es gibt sehr viele Dominas und Prostituierte in der Schweiz. Warum soll man also nicht auch darüber reden?
Ries: Das war ein langer Prozess. Ich kann ja nicht einfach dahin gehen und hoffen, dass ich auf gut Glück eine Chance kriege, jemanden zu fotografieren. Ich habe die Domina im Internet kontaktiert und sie gefragt, ob sie Interesse an einer Zusammenarbeit hat. Daraufhin haben wir viel Zeit miteinander verbracht, bevor ich zu fotografieren begann. Wir haben einfach miteinander geredet, teilweise hatte ich die Kamera gar nicht dabei. Das heisst auch, dass ich viel von mir selbst preisgegeben habe. Das Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit, das ist eine Beziehung, die man aufbaut.
Ries: Es war eine sehr intime Situation. Ich hatte dort ja eigentlich nicht wirklich etwas verloren. Aber mit der Zeit haben die beiden vergessen, dass ich auch dort war. Es war ganz natürlich. Ich arbeitete sehr nach Gefühl, hatte keine fixe Vorstellung im Kopf, wie das Bild sein soll. In dieser Situation fotografierte ich, was ich empfand oder fühlte.
Ries: Nein, warum auch? Dieser Mensch sucht ja aus genau diesem Grund eine Domina auf. Von Erniedrigung zu sprechen scheint mir hier nicht angebracht, da dies in gegenseitigem Einverständnis geschieht.
Ries: In diesem Fall zeige ich keine expliziten Bilder, sondern solche, bei denen man sich eigene Gedanken zur Situation machen kann. Ich möchte die Menschen, die meine Bilder betrachten, zu nichts zwingen. Jeder soll selbst entscheiden können, wie weit er sich darauf einlassen möchte.