Locarno Filmfestival
Kultur in Zeiten von Corona: Lieber mit Zertifikat als gar nicht

Film schauen mit gültigem QR-Code. Locarno machts vor, der Bund erkennt darin ein Schlüsselelement, um die Kulturinstitutionen nicht wieder schliessen zu müssen.

Florence Vuichard
Drucken
Wer auf der Piazza Grande Filme anschauen will, muss ein gültiges Covid-Zertifikat vorweisen - auch Bundesrat Alain Berset.

Wer auf der Piazza Grande Filme anschauen will, muss ein gültiges Covid-Zertifikat vorweisen - auch Bundesrat Alain Berset.

Urs Flüeler / Keystone

Am Festival Locarno können Filminteressierte in diesen Tagen üben, wie Kultur mit Covid-Zertifikat funktioniert. Und nach zwei Tagen kann man sagen: Es funktioniert gut. Ob Piazza Grande oder die Mehrzweckhalle Fevi, wo die Filme des Wettbewerbs gezeigt werden, ob Branchenanlass oder Eröffnungsapéro: Zugang gibts nur mit gültigem QR-Code.

Locarno als Testlauf fürs Kulturleben, falls die Fallzahlen im Herbst und Winter noch stärker ansteigen sollten? Eine eindeutige Antworten wollten Kulturminister Alain Berset und seine oberste Kulturchefin Isabelle Chassot am Donnerstag anlässlich ihrer traditionellen Pressekonferenz in Locarno nicht geben. Doch beide betonten vor allem die Vorteile des Zertifikats, Chassot bezeichnete es gar als «Schlüssel für die Zukunft». So könne man weiterhin an Veranstaltungen teilnehmen und ins Kino gehen, auch wenn sich die Lage wieder verschlechtern sollte.

Isabelle Chassot an der traditionellen Pressekonferenz

Keystone

Mit dem Covid-Zertifikat sei es fast wie früher, sagte Bundesrat Berset. Es habe eine gewisse Rückkehr zur Normalität erlaubt. «Zudem ersetzt das Zertifikat viel härtere Massnahmen, wie Schliessungen.» Aber letztlich sei es ein einfach zugängliches Angebot an die Bevölkerung, das man nutzen könne oder nicht. Aber eines sei klar: «Die Frage nach dem Zertifikat wird uns noch eine Weile beschäftigen.»

360 Millionen Franken wurden bisher ausbezahlt

Etwas Normalität könnte der Kultur guttun, für welche die Corona-Krise noch lange nicht ausgestanden ist. 360 Millionen Franken haben Bund und Kantone im Rahmen der Covid-Kulturmassnahmen bis anhin ausbezahlt, weitere werden folgen, läuft doch das Programm noch bis Ende Jahr. Hinzu kommen weitere Unterstützungsbemühungen über bestehende Instrumente - insbesondere beim Film, wo der Bund zuständig ist. So hat er etwa Nachfinanzierungen für Filmprojekte sichergestellt, die aufgrund des Lockdowns gestoppt worden waren, und die Hürden gesenkt für den Zugang zu den erfolgsabhängigen Succès-Cinéma-Geldern, was wiederum dem heimischen Filmschaffen zugute kommt.

Zudem hat der Bund sich finanziell an der Kampagne des Kino-Verbands Procinema «Back to Cinema» beteiligt. Denn heute seien nur 30 Prozent der Menschen bereit, sorglos in die Kinos zurückzukehren, wie Chassot mit Verweis auf eine Umfrage festhielt. Die Kultur sei die erste, die von der Corona-Krise betroffen war, und sie werde die letzte sein, die herauskomme.