Unser Kulturredaktor schreibt in seiner aktuellen Kolumne über die musikalischen Trends des letzten Jahres.
Bei den Grammy Awards hat eine neue Ära begonnen. Vor allem in der Pop-Kategorie geben Frauen den Ton an. Lizzo, die schwergewichtige Newcomerin (8× nominiert) führt die weibliche Armada an, gefolgt von Billie Eilish (6×), Ariane Grande (5×) sowie den Grössen Lady Gaga, Beyoncé, Lana Del Rey und Taylor Swift.
Alles schön und gut und sicher auch verdient, aber nicht wirklich überraschend. Die weiblichen Stars dieser Hauptkategorien werden auch bei der Verleihung am 26. Januar im Fokus stehen, denn sie garantieren den für diesen Anlass gefragten Glitzer- und Glamour-Faktor.
Spannend wird die Nominationsliste erst dahinter. So finden wir in der bisher männerdominierten Kategorie Rock die freche englische Frauenband Bones UK und Brittany Howard, die wir als Frontfrau von Alabama Shakes kennen.
Auch im Jazz ist einiges in Bewegung: In der Gesangskategorie sind nur Frauen nominiert. Überfällig ist die Nomination der israelischen Klarinettistin und Bandleaderin Anat Cohen in der Kategorie des «besten Grossorchesters», erfreulich unerwartet die Nomination der japanischen Bandleaderin Miho Hazama.
Zu einem überraschenden Treffen kommt es in der Kategorie des besten Gospelsongs. Gloria Gaynor, die heute 70-jährige ehemalige Disco-Queen («I Will survive») hat ins gläubige Fach gewechselt. Ein Wiedersehen gibt’s für Leserinnen dieser Spalten in den Roots-Kategorien mit Sara Bareilles, dem Trio I’m with Her (Sarah Jarosz, Aoife O’Donovan, Sara Watkins), der Katalanin Rosalía (Bestes Latin-Album) und dem Geschwisterpaar Larkin Poe (Bestes zeitgenössisches Blues-Album).
Und Entdeckungen! Oder kennen Sie die Sängerin und Bassistin Missy Raines (Best Bluegrass Album) oder Southern Avenue (Best Contemporary Blues Album) mit der grossartigen Sängerin Tierinii Jackson? Beide sind mit ihren Alben zum ersten Mal nominiert. Sie alle werden am Galaabend nicht im Scheinwerferlicht stehen. Doch ein Reinhören in die Musik lohnt sich allemal.