Die Erker-Galerie machte der neuen Fachhochschule eine grosszügige Schenkung von Druckgraphiken. Im Foyer und auf den Gängen der Stockwerke gehen Studierende und Lehrende nun Seite an Seite mit hochqualifizierter Kunst.
Hüben und drüben herrscht Katerstimmung unter Kulturschaffenden: Der Kanton will Geld sparen, unter vielen anderen gestrichenen Unterstützungsbeiträgen soll auch der Ausstellungsraum in der nur ein paar Schritte von der neuen Fachhochschule entfernten Lokremise zur (Spar-)Kasse gebeten werden. Heute jedoch ist im grossen Foyer des neuen Instituts für Forschung, Lehre und Lernen nicht einmal dem, der diese Sparmassnahmen erst mal zu verdauen hat, etwas anzumerken: Der Direktor des Kunstmuseums, Roland Waespe, zeigt sich sichtlich stolz, aktiv und vermittelnd zu präsentieren, was in diesem hohen Haus an den Gleisen neuerdings an Kunst positioniert ist. Dank einer grosszügigen Schenkung der Erker-Galerie, die heute allerdings nur noch ein Schatten ihres früheren Kunstvermittlungslebens darstellt, doch seit den 50er-Jahren im engen Kontakt mit dem Kunstmuseum stand, durfte die neue Fachhochschule 115 Originalgraphiken, 81 Mappenwerke und 28 bibliophile Bücher entgegennehmen.
In Empfang genommen werden die 3000 in dem Haus Studierenden von zwei Leihgaben des Kunstmuseums. Es handelt sich dabei um «Halbfiguren» des Zürcher Künstlers Hans Josephsohn, dessen Werk unter anderem an der diesjährigen Biennale in Venedig vertreten ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit Felix Lehner und dem Sitterwerk, wo Hans Josephsohn zahlreiche seiner Werke giessen liess, darunter auch die beiden wuchtigen «Halbfiguren», konnte im Kesselhaus die museale Ausstellungshalle mit Lager und früherem Arbeitsort von Hans Josephson eingerichtet werden. Die Galerie Felix Lehner vertritt den Nachlass des im vergangenen Jahr verstorbenen Bildhauers. Die «Halbfiguren» stehen einem steten Kommen und Gehen gegenüber, beharrlich, ruhend, «aufgerichtet», wie Josephsohn sie meinte. Sie und die fünf grossflächigen Originalgraphiken von Antoni Tàpies im Erdgeschoss sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Alle weiteren Stockwerke werden nur am kommenden Besuchstag zu begehen sein.
In den die Bibliothek umrundenden Gängen sind (als Wechselausstellungen gedacht) Teile der umfassenden Schenkung verteilt. Die Sichtbetonwände sind – ein weitsichtiger bautechnischer Eingriff – wie erweiterte Bilderrahmen für die Hängung um einige Zentimeter vertieft worden. Hier sind Werkserien von Giuseppe Capogrossi, Eduardo Chillida, Hans Hartung, Giuseppe Santomaso, Günther Uecker und Piero Dorazio zu sehen. Dabei spielen das dominierende künstliche und das reduzierte Tageslicht harmonisch ineinander. Wie Rektor Sebastian Wörwag sagt, werden die Studierenden in einem dafür einzurichtenden Wahlfach-Modul die Möglichkeit erhalten, sich aktiv an den geplanten Wechselausstellungen zu beteiligen.
Eröffnung 6. Juli; Programm unter www.fhsg.ch/wir-oeffnen-tueren