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Vom 4. März bis 22. April bietet wir jeden Donnerstag Ostschweizer Künstlerinnen und Künstlern eine grosszügige Plattform – in der Printausgabe in Form einer ganzen Zeitungsseite. Das Projekt «hier und danach» ist eine Zusammenarbeit mit dem Kunstverein St.Gallen. Es ermöglicht es, Kunst in einem alltäglichen Kontext einem breiten Publikum näherzubringen.
Sich wegträumen auf eine ferne, exotische Insel, an einen Palmenstrand. Das tun jetzt, in Zeiten der Pandemie, wo eine solche Reise fast unmöglich geworden ist, wohl viele. Mit wenigen Pinselstrichen entwirft der St.Galler Künstler Beni Bischof auf der Seite links ein romantisches Klischee, einen Sehnsuchtsort.
Doch es wäre nicht Kunst, wenn da nicht ein Widerhaken wäre, etwas, das die Idylle stört. Es ist das Zitat, das die Bildaussage auf eine andere Ebene hebt. «I’m starting to realize that this is just a simulation.» Ist dieser traumhafte Ort etwa nur eine Kulisse, eine Simulation? Der Zweifel ist gesät. Zum Nachdenken anregen, hinter die Oberfläche schauen, Selbstverständliches hinterfragen, das kann bildende Kunst leisten, wenn man sich denn auf sie einlässt.
Beni Bischofs Aquarell bildet den Auftakt für eine Kunstserie in dieser Zeitung, wie es sie noch nie gegeben hat. Ab heute veröffentlichen wir während acht Wochen jeden Donnerstag auf einer ganzen Seite das Werk eines Ostschweizer Kunstschaffenden. Gegenüber, im Ressort Ostschweizer Kultur, liefern wir jeweils Hintergrundinformationen dazu. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Kunstverein St.Gallen und trägt den Titel «hier und danach».
Initiiert hat es Nadia Veronese, Kuratorin am Kunstmuseum St.Gallen und Leiterin des Kunstvereins. Die Idee entstand während des Kulturlockdowns im Januar. Schon die erste Schliessung der Museen vor einem Jahr inspirierte Veronese zu einer speziellen Aktion: In Schaufenstern von Ladenlokalen der St.Galler Innenstadt, vom Coiffeursalon bis zum Tabakwarengeschäft, präsentierte sie unter dem Titel «Another long evening» Kunstwerke.
Nadia Veronese ist es ein Anliegen, Projekte im analogen Raum zu verwirklichen, da sich während der Pandemie so viele Aktivitäten in die digitale Welt verlagert haben: «Bei mir entstand ein gewisser Überdruss.» Auch die Möglichkeit, an kunstfernen Orten ein anderes Publikum anzusprechen, reizt sie. Für «hier und danach» fragt sie passend zum Medium Zeitung Kunstschaffende an, die mit Fotografie oder Sprache arbeiten. Vorgaben für die Künstlerinnen und Künstler gibt es keine.
Zwar sind seit Montag die Museen wieder geöffnet. Trotzdem ist Veronese überzeugt, dass es nie genug Orte geben kann für die Auseinandersetzung mit Kunst: «Wir haben gemerkt, dass wir aus dem Museum hinaus und uns bemerkbar machen müssen.» Es gehe darum, Präsenz zu zeigen und danach zu fragen, was Kunst für die Gesellschaft bedeutet: «Wieso soll Kunst nicht den gleichen Stellenwert haben wie internationale News?» Der Kuratorin persönlich gefällt die Idee, den Leserinnen und Lesern mit der Zeitung ein Kunstwerk nach Hause zu schicken.
Die Künstlerinnen und Künstler erhalten durch «hier und danach» nicht nur die Gelegenheit, ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Der Kunstverein kauft ausserdem ihre Arbeiten für die Sammlung des Kunstmuseums St.Gallen an. Zum Abschluss des Projekts erscheint am 29. April eine Sonderbeilage mit allen Kunstwerken und einordnenden Begleittexten.
Serie «hier und danach» – Folge # 1 mit Beni Bischof