Villa Kunterbunt
Früher hätte ich sie gehasst, diese Emojis an der Supermarktkasse. So wie ich all diese Sammelaktionen verurteilte, mit denen die Detailhändler auf Kinder zielen, um Kunden anzulocken. Kleine Schweizer Gebäude aus Plastik, Mini-Produkte für den «Verkäuferli»-Laden: Das ist doch moralisch fragwürdig (Die Kinder werden zu Konsumenten erzogen!) und ökologisch bedenklich (Das landet eh alles im Abfall!).
Aber das war früher, als ich noch kein Vater war. Heute hingegen atme ich ein bisschen auf, wenn die Kassiererin unaufgefordert die kleinen Plastikbeutel aufs Förderband legt. In diesem Moment sind die moralischen und ökologischen Bedenken weit weg und ich denke an die paar Minuten Ruhe, die ich zu Hause haben werde, wenn die Kleinen mit den neuen Emojis beschäftigt sind.
Aber es werden auch Zweifel laut, wenn mein Dreijähriger ein Kothäufchen aus Gummi über den Teppich navigiert und dabei «I bi en Gaggi!» ruft. (Ja, mein kleiner Digital Native kennt schon das «Shit»-Zeichen! Und nein, von mir hat er’s nicht, ich habe vielmehr noch versucht, ihm das braune Ding als Schokolade zu verkaufen.) Ich hoffe, er lernt später dann trotzdem noch Lesen und Schreiben. Ein bisschen hasse ich sie auch heute, diese Emojis.
Roger Berhalter