KONZERT: Grobe sind keine Männer fürs Grobe

Klaus Johann Grobe, das klingt nicht nach einem Namen für eine Band – und so ungewöhnlich wie der Name klingt auch die Musik des 2011 gegründeten Duos aus Zürich und Basel.

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«Schlaufen der Zukunft» heisst ein Stück vom ersten, 2014 erschienenen Album von Klaus Johann Grobe. Mit Gesang und Keyboard, Bass und Schlagzeug gelingt Sevi Landolt und Daniel Bachmann auf diesem Debüt «Im Sinne der Zeit» Erstaunliches, nämlich reichlich obskurer Kraut-Soul-Jazz-Disco-Psychedelic-Pop, der die Grenzen der Schweiz längst verlassen hat: In Liverpool haben sie beim International Festival of Psychedelia gespielt. In England ist ihre Debüt-EP auf «Salvation Records» veröffentlicht worden. In den USA werden sie vom Label «Trouble in Mind Records» aus Chicago vertreten.

Festivals rund um den Globus haben die beiden Musiker eingeladen. In den USA spielten sie eine Tournee als Support des grandiosen Unknown Mortal Orchestra. Und das zu Recht, wie auch das zweite Album «Spagat der Liebe» zeigt, über das «Brooklyn Vegan» meint, es klinge so wie eine «Jam-Session mit Can und Os Mutantes, von der Stereolab das einzige Bootleg besitzen». Das Schöne ist dabei, dass diese Musik mitsamt ihren historischen Orgel-Sounds gleichzeitig altbekannt und dennoch über die Massen frisch klingt.

So kann man sich fragen: Wie machen die das? Die Antwort: Stets spielen Klaus Johann Grobe an ihren Vorbildern ein kleines bisschen (und sehr elegant) vorbei: Mal klingen sie nach Stereolab, dann nach Tame Impala, dann nach Can, Air oder Andreas Dorau – aber eben nicht als Zitat, sondern als freie Annäherung.

Texte von einer ­märchenhaften Zartheit

Über der geschmeidig-freakigen Musik schweben Texte, die von einer märchenhaften Zartheit sind, die dem Bandnamen diametral gegenübersteht. Denn Klaus Johann Grobe ist kein Grobian, im Gegenteil, er ist ein fantasiereicher Poet mit Hang zu Absurditäten, der über monotonen Bassläufen zum Tanzen und Träumen einladen will. In der Schweiz ist das Duo mit seinen Krautrock-Preziosen sonderbarerweise noch wenig bekannt, was sich sehr bald ändern wird, denn diese spacige, sexy Musik darf auch die Schweizer nicht kalt lassen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, das jüngst mit dem Basler Pop-Preis ausgezeichnete Duo zu erleben.

Mit dabei an diesem Abend ist Moritz Schädler aka MoreEats, der es ebenso faustdick hinter den Ohren hat. Der in Zürich lebende Liechtensteiner hat auf seinem Album «Quality Time» genau das abgeliefert: Quality Time aus dem Schlafzimmer-Studio, Lo-Fi-Musik voller Witz und Einfälle, wie die Palace-Macher ganz richtig erkennen: «Seine Version von zeitgenössischem, mit allen vergangenen Wassern gewaschenem Pop ist aber eine Spur greller, und die Lakonie macht grossartig vorgetragener Ironie Platz.»

Marc Perschke

ostschweizerkultur@tagblatt.ch

Fr, 27.1., 22 Uhr, Palace, St. Gallen