Das Jazzfestival Schaffhausen wird dreissig – und feiert mit einem Auftragswerk im grössten romanischen Sakralbau der Schweiz. Die Werkschau der Schweizer Jazzszene präsentiert Projekte von arrivierten und aufstrebenden Musikern.
Mit Pauken und Trompeten, mit Alphorn, Jodel und Saxofon hebt das Jazzfestival heute Abend im Schaffhauser Münster an. Das Werk «Consonare – resonare» hat Stephan Hodel komponiert, Spezialist für Crossover-Werke, der etwa mit den Festival Strings Lucerne oder dem Royal Philharmonic Orchestra gearbeitet hat.
In Schaffhausen muss er seine Komposition dem heiligen Hall anpassen und der ungewöhnlichen Besetzung. Das Fundament legt die renommierte Brassband Bürgermusik Luzern, hinzu kommt «ein fünfblättriges, volksmusikalisches Kleeblatt», sagt Festivalleiter Urs Röllin, mit zwei Jodlerinnen, dem Naturjuuzer Bernhard Betschart und zwei Alphornbläsern. Der Saxofonist und Klarinettist Marc Stucki wird das Konzert mit einem Solorezital eröffnen und dann als Joker zur Grossformation stossen.
Röllin bezeichnet das Festival als «Alternative zu den ‹playlistdominierten› Hörgewohnheiten von heute». Trotz des besonderen Auftaktkonzerts bleibe die Werkschau das Kernstück. Es präsentiert «die originellsten Produktionen der aktuellen Schweizer Jazzszene» im Kulturzentrum Kammgarn samt TapTab-Musikraum oder im Hotel Rüden. Hier treffen aufstrebende Musiker wie der Thurgauer Raphael Jost mit seinem Standards Trio auf klingende Namen wie Elina Duni oder Christy Doran, Sylvie Courvoisier, Daniel Schnyder. Und in einer Inszenierung in der Kammgarn vereinen sich Musik von Nik Bärtsch mit Kunstwerken von Beat Zoderer in einem Film von Jürg Egli.
Ein fester Bestandteil des Festivals sind seit fünfzehn Jahren die Jazzgespräche. Heuer drehen sie sich um das Thema «Wo sind die Frauen im Schweizer Jazz?» Selbst vor drei Jahren, als der Festivalschwerpunkt auf den Frauen lag, blieb das Missverhältnis offenkundig. Die Musikerin Sarah Chaksad moderiert die Gespräche am Samstagnachmittag und geht vor allem dieser Frage nach: «Wie kommt der Jazz in der Schweiz möglichst schnell zu einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis?» Nach einem Impulsreferat von Cornelie Kunkat diskutieren mit ihr Susanne Abbühl (Leiterin Jazzinstitut Hochschule Luzern), Kate Espasandin (Leiterin Cully Jazz in Vevey) mit Lukas Thöni vom Swiss Jazz Orchestra. Das Gespräch moderiert die Musikjournalistin Theresa Beyer, danach werden Formate vorgestellt, die die Gleichstellung im Jazz fördern sollen. Ein vermutlich launisches Schlusswort halten wird der Schriftsteller Martin R. Dean. In seinem Referat fragt er: «Haben Jazzinstrumente ein Geschlecht?»
HinweisMi–Sa, 22.–25.5. jazzfestival.ch