James Bond kann nichts für die Krise

Das Kino erweist sich als krisenresistent! «Kaum brach die Konjunktur im Sommer 2008 ein, schnellten die Zuschauerzahlen in die Höhe», wird zu den gestiegenen Eintrittszahlen der Filmtheater im letzten Jahr gemeldet.

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Das Kino erweist sich als krisenresistent! «Kaum brach die Konjunktur im Sommer 2008 ein, schnellten die Zuschauerzahlen in die Höhe», wird zu den gestiegenen Eintrittszahlen der Filmtheater im letzten Jahr gemeldet. Mal abgesehen davon, dass nach den Sommerferien noch kaum was «eingebrochen ist», wird hier zur Erklärung die Theorie vom Kino als Fluchtort bemüht: Ist die Wirtschaft am Boden und geht's den Menschen dreckig, wolle man im Kino dem Elend entfliehen. Dabei muss sich für einen schnellen Kick Realitätsentzug niemand mehr aus dem heimischen Sofa schälen: mit DVDs, Videospielen und Kabelfernsehen wählt man die Zerstreuung per Knopfdruck auf der Fernbedienung. Und wer vorher nicht ins Kino ging, der sitzt jetzt kaum wegen serbelnder Aktien in eine Jim Carrey-Komödie.

Die simple Eskapismus-Arithmetik blendet aus, dass sich die gleiche Branche, die sich als «Krisengewinnlerin» feiert, eben noch über sinkende Besucherzahlen jammerte, und sich als Opfer von Filmpiraterie und Homevideo betrachtete. Davon ist plötzlich nichts mehr zu hören.

Ob wir ins Kino gehen, hängt nicht von der Weltwirtschaft ab, sondern davon, ob Filme im Angebot sind, die man sich gerne ansehen will. Und die Kassenerfolge 2008 in der Schweiz – der Bond-Film «Quantum of Solace», die Batman-Verfilmung «The Dark Night» oder die Komödie «Bienvenue chez les Ch'tis» – kamen eben in der zweiten Jahreshälfte ins Kino. Zuvor war schlicht wenig (inklusive «Indiana Jones 4»), zu sehen, was die Massen ins Kino bewegte.

Wenn wir uns jetzt «Gran Torino» anschauen, dann weil man nochmals Clint Eastwood in einer Hauptrolle sehen will. Dass man sich dort zwei Stunden nichts zum Schweizer Bankgeheimnis anhören muss, ist zugegeben aber auch ganz erholsam.

Andreas Stock