In Córdoba streiten sich Politiker und Klerus, wem die als Kirche genutzte Moschee gehört. Diese gilt mit ihren 23 000 Quadratmetern als einer der grössten Sakralbauten der Welt.
Andalusiens Kulturdenkmäler aus arabischer Zeit schlagen alle Besucherrekorde. An erster Stelle steht die Alhambra von Granada, die Maurenburg hoch über der Stadt. Sie zog im vergangenen Jahr mehr als 2,4 Millionen Menschen an. Ihr folgt die Moschee-Kathedrale von Córdoba mit 1,56 Millionen. Sie gilt mit ihren 23 000 Quadratmetern als einer der grössten Sakralbauten der Welt. 1984 wurde sie von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuft.
Um dieses Erbe gibt es jetzt Streit zwischen Kirche und Politik. Denn die andalusische Ministerpräsidentin Susana Díaz sieht das monumentale Bauwerk, dessen Säulenhalle mit den Bögen in Weiss und Rot weltbekannt ist, als Eigentum der Allgemeinheit. «Das Eigentum an der Moschee muss öffentlich sein, daran gibt es keinen Zweifel. Es gehört den Cordobesern, den Andalusiern und den Spaniern.» Das könne die katholische Kirche nicht durch Einschreibung ins Immobilienregister «für 30 Euro» beiseiteschieben. Was die Sozialistin besonders erbost, ist die Bezeichnung des Baus als «Kathedrale». Sie spricht von «Moschee», spanisch «mezquita». Die Kirche wiederum kritisiert, dass in Prospekten des andalusischen Fremdenverkehrsamtes allein von Moschee die Rede sei, ohne Hinweis auf die Kathedrale.
Warum der Streit jetzt die Gemüter zum Kochen bringt, ist nicht ersichtlich. Denn schon 2006 hat die Kirche den Bau beim Grundbuchamt von Córdoba als ihr Eigentum registrieren lassen. Die Gebühr betrug tatsächlich
30 Euro – nicht Silberlinge, wie manche Kritiker des vermeintlichen Verrats am Gemeineigentum gern sagen.
Seinen Anspruch begründet das Bistum Córdoba mit der schlichten Tatsache, dass ihr die ehemalige Moschee seit 1236 gehöre, als König Ferdinand II. die Mauren aus Córdoba vertrieb. Die Mohammedaner hatten ab 785 ihre Moschee erbaut, allerdings auf den Grundmauern einer westgotischen Kathedrale. Die liess der Emir von Córdoba, Abder Rahman, zerstören. Nach Fernandos Sieg wurde die Moschee – so wie sie war – zur Kirche geweiht. Erst ab 1523 wurde dann das Mittelschiff einer gotischen Kathedrale quer in die alte Moschee hineingebaut. Das Ergebnis soll Kaiser Karl V. schockiert haben. Doch er machte Vergleichbares und liess einen monumentalen grau-gelben Renaissance-Palast mitten in die schöne rote Alhambra von Granada bauen.
2006 schlugen die Moslems von Córdoba das gemeinsame Beten von Christen und Muslimen in der berühmten Kathedrale vor und deren Umwandlung in ein «Ökumenisches Gotteshaus». Der damalige Bischof von Córdoba, Juan José Asenjo, lehnte das ab. «Ein gemeinsames Gotteshaus würde nur Verwirrung und Streit bei den Gläubigen beider Religionen auslösen», so Asenjo. Die christlichen Wurzeln Córdobas müssten respektiert werden.
Jetzt muss sich gar die Justiz mit der «Mezquita Catedral» befassen. Denn der Stadtverordnete Carlos Baquerin hat Anzeige gegen die Diözese Córdoba und den Bischof, die Verwaltung der Moschee-Kathedrale und den Bürgermeister wegen der Registrierung als Kircheneigentum erstattet. Die andalusische Gesellschaft sei «höchst alarmiert», sagt der Abgeordnete der Regionalpartei Unión Cordobesa. Sein Parteichef Rafael Gómez Sánchez sieht das gelassener: «99 Prozent der Cordobeser kümmert das nicht. Ihre Sorge ist ein Arbeitsplatz und ein Lohn, um ihre Familie zu ernähren», sagte Gómez.
Was Baquerin besonders stört – und auch Susana Díaz – ist, dass die Registrierung aufgrund eines alten Gesetzes aus der Franco-Diktatur geschehen ist. Aber Franco ist lange tot. Und Abder Rahman, der die Moschee bauen liess, auch.