Diese Woche erklärt der Berner Musiker Baze, warum er Bücher lieber an den Strassenrand stellt als ins Regal und warum es sich manchmal lohnt, gewisse Bücher mehrmals zu lesen.
Baze: «Winter in Maine» von Gerard Donovan. Das Buch handelt von einem Mann, der in den Wäldern in Maine lebt – mit einem Hund und einer Bibliothek von Literaturklassikern. Nachdem sein Hund erschossen wird, flüchtet er sich in die Bücher und macht Jagd auf Jäger. Mir gefällt der kalte und dennoch poetische Stil.
«Fleisch ist mein Gemüse» von Heinz Strunk, eine autobiografische Geschichte eines verarmten Saxofonisten, der an jeder Hundsverlochete spielen muss, um über die Runden zu kommen. Sehr selbstironisch und unglaublich unterhaltsam.
«Nackter Mann, der brennt» von Friedrich Ani. In diesem Roman geht es um den Rachefeldzug eines Missbrauchsopfers. Rächerstorys mag ich. Schwedische Krimis auch.
Ich schätze 200. Früher habe ich sie gesammelt. Heute gebe ich sie weiter. Bücher sollen gelesen werden und nicht in Regalen stehen. Manchmal stelle ich sie an den Strassenrand mit dem Vermerk «Gratis. Zum Mitnehmen».
Überall. An der Bushaltestelle, während des Gehens gedruckte Bücher. E-Books kommen für mich nicht in Frage.
Nicht ein einzelnes Buch, aber vielleicht ein Schriftsteller: Charles Bukowski. Wie er mit einer sehr bildhaften Sprache eine dreckige Realität beschreibt, ist faszinierend. Ich glaube, davon habe ich mich zumindest unterschwellig zu meinen Songtexten inspirieren lassen. Und als junger Erwachsener «Der Steppenwolf» von Hermann Hesse sowie «1984» von George Orwell.
Als Teenager über das Büchergestell meines Vaters. Heute gehe ich oft ins Brocki, lese die Klappentexte und nehme mit, was mir gefällt. Dort sind die Bücher günstig. Manchmal auch übers Internet und über Buchtipps von Freunden – von Rapper Greis etwa.
«Narziss und Goldmund» von Hermann Hesse. Die verniedlichende Sprache hat mich genervt.
Dem Polizisten Bruce Robertson im Roman «Drecksau» des britischen Schriftstellers Irvine Welsh, er ist mir «wie ne More» eingefahren. Man muss dieses Ekel einfach hassen. Wobei: Am Schluss erfährt man mehr über seine Biografie, und plötzlich kommt so etwas wie Mitleid auf.
Mit dem Einsiedler aus «Winter in Maine». Ich würde ihn fragen, ob ich in seine Hütte kommen darf, um zu übernachten. Das Gespräch würde sich dann bestimmt entwickeln.
Der durchgeknallte Anwalt Doctor Gonzo aus «Fear and Loathing in Las Vegas» von Hunter S. Thompson. Ich liebe solch skurrile Figuren.
Ja. Leider kann ich die Emotionen, die ich beim Lesen habe, aber nicht so gut transportieren, wie ich gern möchte.
Wäre gut, weil ich immer wieder Sätze entdecke, die ich mir merken will. Ich tue es aber zu selten. Überhaupt vergesse ich ganz schnell, was ich gelesen habe. Macht nichts. Ich lese ein Buch auch zweimal. Lesen hält einen lebendig, und wenn man ein gutes Buch auf dem Nachttisch hat, geht man auch gern zu Bett.
In der Rubrik «Gebucht» erzählen Prominente von ihren Lesegewohnheiten.