Fünfzig Tricks zum Glück

Eliane Blumer und Lukas Bollhalder spielen im Figurentheater St. Gallen «Die Glücksforscher» von Marc Becker als Schweizer Erstaufführung – ausdauernd happy.

Bettina Kugler
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Geld allein macht nicht unglücklich, finden Franzi (Eliane Blumer) und Didi (Lukas Bollhalder). Küsse dagegen... je nachdem. (Bild: Tine Edel)

Geld allein macht nicht unglücklich, finden Franzi (Eliane Blumer) und Didi (Lukas Bollhalder). Küsse dagegen... je nachdem. (Bild: Tine Edel)

Glück hat man nicht einfach so. Man kann was dafür tun, man muss sich mächtig Mühe geben. Das jedenfalls behaupten in glücksversessenen Zeiten wie unseren Heerscharen von Experten und stapelweise Ratgeber. In manchen Ländern steht Glück sogar auf dem Stundenplan: als Schulfach, mit Hausaufgaben. Wer trotzdem noch die Mundwinkel hängen lässt und sich höchstens «leicht angeglückt», womöglich aber matt und elend fühlt, wird auf die Tests und Umfragen hoffen, die Marc Becker ­ in seinem Stück «Die Glücks­forscher» mit unermüdlichem Effort durchexerziert – und dabei gut gelaunt aufs Korn nimmt.

Die Feldforschung beginnt am Eingang

Zum Glück gibt es die Bühne für zwei so herzhaft witzige Wissenschafter wie Didi und Franzi; zum Glück hat Frauke Jacobi, Co-Leiterin des Figurentheaters, das Stück in St. Gallen auf den Spielplan gesetzt und selbst die Regie übernommen. Am Mittwoch hatte die Schweizer Erstaufführung vor beinahe vollem Haus im Figurentheater Premiere, mit Eliane Blumer und Lukas Bollhalder. Ach ja, Figuren spielen auch noch mit, doch dazu später. Erst einmal geht der Ball direkt ans Publikum, an kleine und grosse Zuschauer, die, auf Theaterglück hoffend, am Eingang ihr Billett zeigen: Dort nämlich steht schon Didi, im rostroten Forscherkittel, das Klemmbrett in der Hand, und fragt mit einer Mischung aus Seriosität und Wichtigtuerei: «Was bedeutet für Sie Glück?» Glücklich, wer da so auf die Schnelle eine griffige Antwort parat hat. Denn dass das Glück ein rätselhaftes Phänomen ist, nicht leicht zu fassen, erst recht nicht auf ­Rezept zu verschreiben, das merken wir recht bald.

Die beiden Spieler in ihrer «Zentrale für Glücksforschung» aus multifunktional einsetzbaren braunen Umzugskartons (Bühne und Kostüm: Linda Vollenweider) werden sich mächtig ins Zeug legen müssen, um dem Objekt ihres Wissensdurstes auf die Spur zu kommen und zweifelhafte Glücksversprechen zu entlarven. Irrwege inklusive: An manchen Stellen hätten dem Stück ein paar Striche gutgetan. Zumal die lockere Reihung spielerischer Forschungsansätze das ohne Verständnislücken möglich macht.

Küsse, Kekse, Komplimente

Doch es gehört zum Berufsprofil der Wissenschaft, dass sie ein wenig Schnauf erfordert. Und Eliane Blumer und Lukas Bollhalder schaffen es auch auf die lange Strecke, Tempo und Munterkeit in ihrem Glückslabor auf hohem Level zu halten – der «Glückomat 3000», der irgendwann zum Einsatz kommt, würde auf einer Skala von 1 bis 10 durchweg mindestens 8 anzeigen. Didi und Franzi tanzen und singen, probieren es mit Komplimenten, Küssen, Glückssprüchen vom Abreissband: «Duschen zu zweit spart Wasser und Zeit», oder «Geld ­allein macht nicht unglücklich». Na klar, wussten wir schon. Auch Glückskekse enthalten nicht der Weisheit letzten Schluss. Doch alle diese Ansätze verbinden glücklich sehr bodenständigen Slapstick mit hintergründigem Witz: für kleinere Schulkinder wie auch für jene, die schon etwas länger auf Glückssuche sind. Oder, im Originalton des Spieltextes: deren Oma noch auf dem Dinosaurier zur Schule geritten ist. Haha!

Glück ist, wenn man nicht daran denkt

Figuren gibt es eine Weile keine, dann erst nur flache aus Karton. So könnte es weitergehen, mit Bühnenmusik von Stefan Suntinger, die ganz auf Happiness getrimmt ist. Doch war da nicht noch was mit Puppentheater? Die rettende Kindheitserinnerung kommt Lukas Bollhalder (dem miese Laune eigentlich viel besser steht) noch rechtzeitig. Dann spielen die beiden eine aufgepeppte Version des Märchens von der unglücklichen Prinzessin. Da hätten wir es also, das Glück und sein Geheimnis. Kopfkarussell abschalten und – loslachen.

Nächste Vorstellungen: 27./28.10., 31.10., 14.30 Uhr, Figurentheater St. Gallen