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Lange Schlangen, enttäuschte Gesichter: Der Oscar-Erfolg von «Parasite» hat manche Schweizer Kinos kalt erwischt. Bei manchen Kinovorstellungen gab es keine Kinotickets mehr. Nun reagieren sie mit weiteren Vorstellungen.
So etwas gebe es nur alle paar Jahre, sagt ein Mitarbeiter einer grösseren Schweizer Kinokette nach dem Ansturm der vergangenen Tage. Der Grund für die langen Schlangen an den Kinokassen: Die südkoreanische Filmsatire «Parasite», die bei den Oscars abräumte (wir berichteten).
Wer den Film noch nicht gesehen hat, will das spätestens jetzt tun. Längst hat er die 100'000-Marke geknackt. Rekord für einen südkoreanischen Film. Und die Zahlen lägen noch höher, hätten alle Platz im Kino gefunden. Vor einem sonst eher dürftig besuchten Berner Kino standen vor kurzem die Leute bis weit auf die Strasse, um noch ein Eintrittsticket zu ergattern. Für alle hatte es keinen Platz – und woanders in Bern war «Parasite» am selben Abend nicht zu sehen.
Wo man auch nachfragt, die Kinobetreiber zeigen sich überrascht vom Zuschauerandrang, den ihnen «Parasite» nun beschert. Nur die wenigsten hatten damit gerechnet, dass er den Oscar für den besten Spielfilm abholen und zum erneuten Kassenschlager werden würde. Wer den Erfolg aber antizipierte und den Film vorsorglich programmierte, gehörte in den vergangenen Tagen zu den Profiteuren. Zum Beispiel die Neugass AG, die Kinosäle in Zürich und Luzern betreibt, darunter das «Bourbaki».
«Dass ein Film, der bereits seit über einem halben Jahr im Kino zu sehen war, nach einem Oscar-Gewinn nochmals derart viele Leute mobilisiert, ist für uns neu», schreibt die Neugass-Kette auf Anfrage. In Zürich hat die Kinobetreiberin den Film gar nie aus dem Programm genommen, in Luzern wird er seit dem 3. Februar wieder gezeigt.
Nun auch noch aufgesprungen auf die Erfolgswelle von «Parasite» ist die grosse Schweizer Kinokette Kitag. In St.Gallen reagierte sie nach der Oscarnacht und machte für den Film ein Kino frei.
Nicht reagieren konnte das kleinere Kinok, das den Film ursprünglich zeigte. Das Februarprogramm aber war längst fix und die Leinwand von anderen Filmen besetzt.
Anders die Ciné-Sterk-Kette im aargauischen Baden. Dort ist «Parasite» ab heute sogar in zwei Sälen zu sehen. Weitere Kinoketten in der Schweiz haben reagiert und für «Parasite» Leinwände freigemacht. Sie alle wollen ihr Stück vom Erfolg, über den sich auch die Verleiherin Filmcoopi freut. «Wir hatten am Wochenende nach dem Oscar-Gewinn etwa gleich viel Leinwände bespielt wie am Startwochenende vergangenen August», fasst ein Mitarbeiter zusammen. Die Lust des Publikums an «Parasite» sei grösser denn je.