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Stargast Kiefer Sutherland schickt seine Paraderolle als TV-Haudegen in «24» in Rente. Jetzt dreht er wieder Filme wie den Western «Forsaken» – an der Seite seines Vaters, dem er viel verdankt.
Wenn das Zurich Film Festival ab heute den Stars den grünen Teppich ausrollt, ist Arnold Schwarzenegger nicht der einzige Weltretter, der die Limmatstadt besucht. Auch Kiefer Sutherland, Mister Anti-Terror höchstpersönlich und der Held aus der TV-Serie «24», wird sicherstellen, dass in Zürich niemand und nichts zu Schaden kommt – am allerwenigsten der Golden Eye Award, der ihm am Freitag im Kino Corso verliehen wird. Kurz vor Sutherlands Abflug in die Schweiz erreichen wir den 48-Jährigen am Telefon – und kommen in den Genuss seiner unverkennbaren, rauchigen Stimme.
Kiefer Sutherland: (lacht) Keine Sorge. Ich werde sachte sein.
Sagen wir so: Man muss sich um weniger Dinge kümmern. Vor der Kamera geht es vor allem um die Physis der Filmfigur. Wenn ich Stimmaufnahmen mache, kann ich voll auf meine Sprechverhalten fokussieren, auf Betonung und Geschwindigkeit. Das ist eine ganz andere Art zu arbeiten.
Der Preis ist eine Ehre. Ich bin ganz aufgeregt, denn ich wollte schon seit Jahren in die Schweiz reisen. Das blieb mir bisher verwehrt. Jetzt freue ich mich auf den Freitagabend.
Kiefer Sutherland stellt seinen neuen Kinofilm am Zurich Film Festival im Rahmen einer grossen Gala-Premiere höchstpersönlich vor. In «Forsaken» spielt er den Westernhelden John Henry Clayton, der mit seinem Leben als Draufgänger abgeschlossen hat. Er kehrt in seine Heimatstadt zurück, um die Beziehung zu seinem entfremdeten Vater (Donald Sutherland) wieder herzurichten. Doch schon bald wird er von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt. «Forsaken» ist ein knallharter Western im Stile der Klassiker. (LOR)
Forsaken (USA 2015) 90 Min. Regie: Jon Cassar. Zurich Film Festival: Fr 25.9. Kino Corso, 21.15 Uhr. inkl. Verleihung des Golden Eye Awards an Kiefer Sutherland.
Nein. Mein Vater ist seit 50 Jahren im Filmgeschäft, ich seit 30. Wir haben beide eine genaue Vorstellung davon, was wir vom anderen erwarten. Das Schönste beim gemeinsamen Dreh war das Zusammensein abseits der Kamera. Ich bin mit meiner Mutter in Kanada aufgewachsen. Ich sah meinen Vater oft – aber noch nie zuvor 15 Stunden am Tag für neun Wochen am Stück. Das machte mich anfangs nervös. Ich wollte ihn ja nicht enttäuschen. Doch wir haben uns auf dem Set über vieles unterhalten, über unsere Filmszenen, aber auch über anderes. Das war fantastisch.
Das war unvermeidbar. Ich drehte mich zu seiner Filmfigur um und blickte dann in die Augen meines Vaters. Das machte meine Arbeit intuitiver. Es gab eine Sache weniger, die ich schauspielen musste.
Der Kanadier kommt 1966 in London als Kind der beiden Schauspieler Donald Sutherland und Shirley Douglas zur Welt. Er wächst mit seiner Mutter in Toronto auf. Mit Filmen wie «Young Guns» (1988) und «Die drei Musketiere» (1993) feiert er frühe Kinoerfolge. Weltbekannt wird er als kompromissloser Agent Jack Bauer in der TV-Serie «24» (2001–
2010), für die Rolle gewinnt er einen Golden Globe. Sutherland landet mehrmals hinter Gittern – wegen Trunkenheit am Steuer und weil er 2009 einem Fotografen eine Kopfnuss verpasste. Seit dem Ende von «24» spielt er wieder vermehrt in Kinoproduktionen. (LOR)
Meine Güte, nein. Ich bin kein Method Actor. Ich finde, als Schauspieler solltest du nicht mit deiner Figur verschmelzen. Meine Art ist es, einen Plan für meine Figur zu entwickeln. Das Drehbuch spricht mich auf eine gewisse Art an, und das versuche ich gegenüber den Zuschauern zu artikulieren. Jack Bauer hat sich im Verlauf der neun Staffeln von «24» stark verändert. Diese Evolution hautnah mitzuerleben war eine der aufregendsten Zeiten meines Lebens.
Das ist lustig.
Die Liste meiner Ängste ist so lange, ich könnte mit ihr den Grand Canyon füllen. Ich sorge mich wegen der Politik, wegen der Wirtschaft, darum, ob es meinen Kindern gut geht. Und ich will nicht von neun Kerlen in einer Gasse umzingelt werden. Ich teile die typischen Ängste und Sorgen eines Durchschnittsmenschen.
Die Produktion von «24» begann schon neun Monate vor dem 11. September 2001. Die Realität holte uns ein. Es war nie unser Ziel, die Ängste der Bevölkerung anzuzapfen. Ich denke, die Welt ist heute nicht sicherer als damals. Zwischen reichen und armen, gebildeten und vernachlässigten Menschen haben sich riesige Graben aufgetan. Es bringt nichts, die Sicherheit an Flughäfen zu verschärfen, oder Mauern an den Grenzen zu errichten. Wenn ich und meine Kinder bedroht wären, würde ich auch alles daransetzen, sie in Sicherheit zu bringen. Um die Welt sicherer zu machen, müssen wir uns gegenseitig umeinander kümmern.
Ich werde Jack Bauer immer in meinem Herzen tragen. Aber eine weitere Staffel von «24» mache ich nicht mit. Aus meiner Sicht haben wir mit der Figur abgeschlossen. Wenn sich die Macher – zu denen ich ein exzellentes Verhältnis geniesse – eine grossartige neue Geschichte ausdenken, dann wünsche ich ihnen alles Gute mit ihr.
«Game of Thrones»! Ich drehte mit einem der Darsteller aus der Serie den Film «Pompeii» (2014). Anfangs schaute ich «Game of Thrones» nur, um mich mit ihm darüber unterhalten zu können. Aber ich wurde süchtig. Am Ende zog ich mir während jeder freien Minute die DVDs rein.