Liam Neeson
«Ich würde merken, wenn es lächerlich wird»

Im Film «A Walk Among the Tombstones» ist Liam Neeson als Privatdetektiv auf der Spur von Serienkillern. Im Interview spricht der Filmstar über seine Vorliebe für Actionrollen, TV-Serien und über die Angst um seine Kinder.

LORY ROEBUCK
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«Sobald mir die Zuschauer die Action-Rollen nicht mehr abkaufen, höre ich auf damit»: Liam Neeson in «A Walk Among The Tombstones». Paterson-Entertainment

«Sobald mir die Zuschauer die Action-Rollen nicht mehr abkaufen, höre ich auf damit»: Liam Neeson in «A Walk Among The Tombstones». Paterson-Entertainment

Liam Neeson, Sie spielen in «A Walk Among the Tombstones» einen privaten Ermittler. Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines Detektivs?

Liam Neeson: Eine starke Blase! Meine Filmfigur Scudder hat ausserdem eine Intuition, was andere Menschen angeht. Er hat viele Jahre auf dem New Yorker Polizeirevier gearbeitet. Ich habe ein paar Freunde beim echten NYPD, die mir bei der Vorbereitung halfen. Sie zeigten mir ihre Akten über zwei Serienkiller – die waren voller kleinster Details, die ihre Abteilung über Jahre hinweg akribisch gesammelt hatte.

Wie? Diese Polizisten haben Ihnen einfach Mordakten gezeigt?

Schlechte Fincher-Kopie

Im trostlosen Krimithriller wird der Privatdetektiv Matthew Scudder (Liam Neeson) angeheuert, die gekidnappte Frau eines Drogenbarons zu finden. Dabei kommt er zwei Serienmördern auf die Spur, die keine Skrupel vor abartigen Gewaltverbrechen zeigen. Die Bösewichte sind extrem platt gezeichnet und viele Szenen sind unnötig brutal. «A Walk Among The Tombstones» will sich an meisterlichen David-Fincher-Thrillern wie «Se7en» und «Zodiac» orientieren – wirkt am Schluss aber wie eine ungelenke Nachäffung. (lor)

«A Walk Among The Tombstones» spielt im Jahr 1999 und greift die Ängste auf, die damals rund um die Jahrtausendwende herrschten. Wovor fürchten Sie sich?

Ich habe zwei Jungs. Als Elternteil fürchtest du dich immer um deine Kinder. Wir leben gerade in einer sehr problematischen Zeit, wenn man all diese Horrorgeschichten über Fundamentalismus und Extremismus hört. Ich bin in Nordirland aufgewachsen und habe dort extremistische Gewalt aus nächster Nähe erlebt. Es braucht viel, um aus dieser Gewaltspirale auszubrechen. Sie ist eine Krankheit, die uns alle trifft. Aber ich habe auch viel Hoffnung, was die jüngere Generation betrifft.

Sind die Jungen das Heilmittel?

Das müssen sie sein! Die Jungen heute sind sehr schlau. Ich glaube fest an die Kraft und an die Tugend der Menschen.

Seit Ihrem Erfolg mit «Taken» (2008) werden Sie laufend in Actionrollen gecastet. Wie ist das für Sie, in zunehmendem Alter immer häufiger physisch herausfordernde Rollen zu spielen?

Diese Rollen machen mir Spass. Und momentan sind sie gar nicht so herausfordernd. Die gefährlichen Stunts überlasse ich meinen Doubles. Nur meine Kämpfe mache ich selber, die mag ich. Ich würde aber merken, wenn es plötzlich lächerlich wird. Sobald mir die Zuschauer diese Rollen nicht mehr abkaufen, höre ich auf damit.

Sie können auf eine illustre Schauspielkarriere zurückblicken. Gibt es noch Rollen, die Sie gerne mal spielen würden?

Ich bin nicht die Art von Schauspieler, die unbedingt noch «Hamlet» oder «King Lear» spielen muss. Ich orientiere mich einfach an guten Drehbüchern. Es gibt dieses Sprichwort: Wenn der Funke nicht schon auf dem Papier rüberspringt, wird er das auch beim fertigen Film nicht tun. Hollywood hat diesbezüglich aber gerade ein Problem: Alle guten Autoren gehen zum Fernsehen. Denn in Serien haben sie über zehn Stunden Zeit, ihre Figuren weiterzuentwickeln.

Würde es Sie reizen, in einer Fernsehserie mitzuwirken?

Ich habe schon seit Jahren kein Fernsehen mehr gemacht. Käme aber jemand mit einer Figur auf mich zu, die mich anspricht . . . Es gibt gerade so viele fantastische TV-Serien. Kennen Sie den Film «Fargo» von den Coen-Brüdern?

Klar. Lassen Sie mich raten: Die neue «Fargo»-TV-Serie, die auf dem Film basiert, hat es Ihnen angetan?

Ich habe sie eben zu Ende geschaut. Sie ist fantastisch! Die Drehbücher, die Darsteller, die Regie – eine geniale Serie!

Würden Sie eigentlich selbst mal gerne Regie führen?

Nein. Aber ich habe gerade eine Idee für eine Geschichte, die ich gerne produzieren würde. Aber ich könnte niemals ein Regisseur sein. Das ist nicht mein Ding.

Sie sind das Paradebeispiel für einen Star, der ohne Skandale auskommt. Was ist Ihr Geheimrezept?

Ich war fünfzehn Jahre lang glücklich verheiratet. Die Paparazzi interessierten sich nicht für ein langweiliges Ehepaar. Und Clubs und Drogen waren nie mein Ding.

Die jungen Stars heute setzen sich via Social Media ständig selbst in den Mittelpunkt.

Ich mache dieses ganze Zeugs auf dem Computer nicht mit. Ich verstehe nicht, warum Menschen das Bedürfnis haben, Bilder ihres Frühstücks herumzuschicken.