In seinem Wohnhaus in Rehetobel zeigt Baumberger, der einen vielbeachteten Dokfilm über Krüsi drehte, 60 Werke des Künstlers. Es sind Leihgaben von Ostschweizer Museen und privaten Sammlern.
«Krüsi ist schwierig zu hängen», sagt Andreas Baumberger und zitiert damit Simone Schaufelberger, langjährige Leiterin des Museums im Lagerhaus. Das hat damit zu tun, dass die Werke des St.Galler Künstlers so unterschiedlich sind. Doch trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Vielfalt passen sie gut in das 200-jährige Haus am Dorfplatz in Rehetobel, wo nun 60 in einer Ausstellung gezeigt werden.
Hans Krüsi hat alles bemalt, was eine einigermassen glatte Oberfläche hatte: Packpapier, Servietten, Einkaufstaschen, Milchtüten, Pinnwände, Fotos und Plakate. «Er hat Öl- und Acrylfarben, Filzstifte und Bleistift verwendet, er hat gemalt, gesprayt, gedruckt», sagt Andreas Baumberger. Die Werke sind nun auf drei Stockwerken in Baumbergers Haus ausgestellt. Sie hängen im Treppenhaus an weissen Wänden, in den neu sanierten leer stehenden Wohnungen an Holzwänden oder stehen in Nischen oder auf dem Fensterbrett. Und an einer Garderobe hängt Krüsis Mantel mit dem Loch im Ärmel.
Andreas Baumberger hat während seiner Ausbildung an der Hochschule für Fernsehen und Film München in den 1980er-Jahren Aufnahmen von Hans Krüsi gemacht. «Ich durfte ihn während zweier Wochen begleiten. Er war zuerst sehr misstrauisch, doch mit der Zeit legte sich das und er wurde sogar richtig stolz, weil ich ihn filmte», erinnert sich Baumberger. Beendet hat er den Dokumentarfilm erst 2004, neun Jahre nach Krüsis Tod. «Er hat mich immer fasziniert, einerseits seine Bilder, andererseits aber auch seine traurige Geschichte vom Waisenkind und späteren Knecht und Blumenverkäufer zum gefragten Künstler», sagt der Filmemacher. Er fand, zu Krüsis 100. Geburtstag müsse es eine Ausstellung geben und da kein Museum eine plante, nahm Baumberger es selbst in die Hand. Vom Kunstmuseum Thurgau und vom St.Galler Museum im Lagerhaus sowie aus Privatbesitz erhielt er Leihgaben. Die Versicherungssumme zahlte er aus der eigenen Tasche, trotzdem bietet er den Besuchern freien Eintritt.
«Ich wollte Hans Krüsi einfach eine Ehrung erweisen. Schliesslich war er der St.Galler Künstler schlechthin.»
Die Werke in der Ausstellung repräsentieren Krüsis Vielseitigkeit. Seinen Serviettenbildern, die er immer im Café malte, ist ebenso eine Wand gewidmet wie den Postkarten, die er an der Zürcher Bahnhofstrasse verkauft hatte, bevor er berühmt wurde. Auch seine Naturbilder, in denen er oft Spray- und Stempeltechniken angewendet hat, sind in verschiedenen Räumen zu sehen. Krüsis typischen Sujets aber sind Kühe und Vögel. Sie tauchen in allen Farben und Variationen auf. Eine Kuh sieht mit zwei Höckern aus wie ein Kamel. «Krüsi hat seine Bilder nicht geplant. Er hat mit verschiedenen Farben erst den Hintergrund geschaffen, einen Farbfleck gesehen und gedacht, dies könnte ein Vogel werden, jenes eine Kuh», sagt Baumberger. So habe der Künstler auch viele Fabelwesen geschaffen.
Für Baumberger ist eines der Highlights der Ausstellung die «Vache-Maschine». Krüsi hat aus Holzresten einen Rahmen gezimmert, durch den man über zwei Spulen ein 20Meter langes Papierband ziehen kann. Darauf schreitet eine gemalte Kuh hinter der nächsten: ein Alpaufzug zum Selberziehen. Eines der eindrücklichsten Werke ist ein in Orangetönen gehaltenes frühes Selbstporträt von 1976. Krüsi hat sich als niederkauernden, verschupften Mann gemalt, als Mann, der untendurch musste, bevor er Anerkennung erhielt.
Öffnungszeiten täglich 13.30 bis 19Uhr, bis 21.Juni, www.dorf5.ch