Markus Gilli, das Aushängeschild des Schweizer Privatfernsehens, wird heute Samstag 65-jährig – und gibt die Chefredaktion ab. Moderator bleibt er aber.
Am Bildschirm werden ihn die Zuschauer von Tele Züri, Tele Bärn und Tele M1 weiterhin in «TalkTäglich» und «SonnTalk» sehen. Doch mit der Abgabe der Chefredaktion geht eine Ära zu Ende. Die «Schweiz am Wochenende» hat Arbeitskolleginnen, Vorgesetzte, Weggefährten und Talk-Gäste gefragt, was Markus Gilli ausmacht.
«Nie gleichgültig, immer mit Herzblut dabei: Markus Gillis aufrichtiges Interesse und Respekt gelten dem «Bachelor» genauso wie der Bundespräsidentin. Als Journalist und Moderator ist Markus Gilli für mich Held und Vorbild: allumfassend informiert, unabhängig und rhetorisch brillant, nicht nur bei TV-Auftritten, auch beim alltäglichen Lunch - was haben wir schon gelacht! Als Chef sehe ich in ihm den furchtlosen Kapitän, der das Schiff durch alle Gewässer steuert, sein Team als Familie sieht und dem Studio Steinfels einen Hauch Zuhause gibt. Und im Kafi-Raum macht er jeden Abend noch die Küche sauber.»
«Markus Gilli ist der schnellste Journalist der Schweiz und einer der rhetorisch stärksten Moderatoren überhaupt. Mit hohem Tempo, schlagfertig, stets hervorragend informiert und extrem vielseitig interessiert – so habe ich ihn in vielen Sendungen kennen- und schätzen gelernt. Zudem hat er eine ausgeprägte soziale Ader: Immer wieder hat er Menschen am Rande der Gesellschaft zu Wort kommen lassen. So haben dank ihm auch diejenigen eine Stimme bekommen, die sonst kaum die Möglichkeiten dazu hätten.»
«Markus Gilli hat ein sehr feines Gespür für Menschen, ist immer - ich betone: immer - akribisch vorbereitet und behält so in jeder Situation die Hoheit über ein Gespräch. Ausserdem signalisiert er damit auch Respekt für sein Gegenüber, egal, ob es sich um einen Handwerker oder einen Politiker handelt. Deshalb ist für mich Markus Gilli einer der besten Talkmaster des Landes.»
«Markus Gilli ist eine lebende Legende. Ich habe ihm schon ein paarmal gesagt, er solle doch mit Hosenträger vor die Kamera – wie einst Larry King, der berühmteste und begabteste Talker, den das amerikanische Fernsehen je hervorgebracht hat. Er hat sich bis jetzt standhaft geweigert. Doch wahrscheinlich kommt er in den Olymp der besten Talker ganz ohne Hosenträger. Oder ist dort schon angekommen. Ich wünsche ihm weiterhin viel Leidenschaft, Neugierde und Adrenalin. Tele Züri ohne Markus Gilli ist eigentlich kaum vorstellbar. Danke für Dein grosses Engagement!»
«Nein, ein ‹Schlurfer› oder gar ‹Schleicher› ist er nicht. Im goldenen TeleZüri-Gang hallt sein Marsch zackig und ungeduldig in die Büros. Kein Wunder: Markus Gilli ist ein Getriebener auf der ständigen Suche nach bewegenden Themen. Diese Leidenschaft ist auch dank ihm Kern der Sender-DNA und des Erfolgs geworden. Verpflichtet fühlt er sich dabei in erster Linie den TV-Zuschauern und den Mitarbeitenden. In diesem ruhelosen Vollblutjournalisten pumpt nämlich ein Herz aus Gold, das immer auch Zeit für Sorgen und Nöte hat. Es war ein Privileg, Dich als Mitstreiter zu haben, lieber Markus, und ich freue mich Dein Werk als Chefredaktor der TV-Sender weiterentwickeln zu dürfen.»
«Januar 1991. Markus Gilli hechtet an den Tisch, legt ein Blatt Papier zur Unterschrift auf den Tisch und spurtet zurück ins Radiostudio. Die Welt ist in jenen Tagen im Bann des Golfkriegs. Gilli sowieso. Ich hatte meinen ersten Vertrag als Moderator, er wollte zurück zu den Ansagen von General Schwarzkopf. So blieb sie, unsere gemeinsame Zeit bei Radio 24. Gilli, der Boss. Vorturner, Dompteur, Pacemaker. Manchmal hasste ich ihn, aber immer auf Knien. Kopfwäsche und Tadel. Zwischendurch auch Lob. Der Knecht lernte sechs Jahre gehorsam. Und arbeitet bis heute nach den Vorgaben seines strengen Dozenten. Danke!»
«Ich holte Markus Gilli zu TeleZüri zurück, nachdem er beim Verkauf der Gruppe von Roger Schawinski an Tamedia zuerst gehen musste. Für mich war immer klar, dass Markus Gilli und TeleZüri zusammengehören und untrennbar sind. Die Information, dass man sich von Markus trennt, verstand ich nicht. Ich rief Markus, damals noch ‹Herr Gilli›, sofort an und lud ihn auf ein Mittagessen in mein Haus in Alvaneu (GR) ein. Bald darauf offerierte ich ihm die Rückkehr an seine Stelle. 48 Stunden später erreichte mich seine Zusage. Besonders seine geniale, nicht kopierbare Art, wie er mit seinem schönen Lachen bissige Fragen stellt, ohne dass der Interviewte sauer wird, ist einmalig.»
«Es gibt zwei Grundregeln, die ein guter Moderator beachten muss: er darf a) seine eigene Meinung nicht kundtun und darf b) nur über seine Fragen beweisen, wie viel er weiss und wie intelligent er ist. Regel Nr. 1 befolgt Markus Gilli voll und ganz. Das zeigt sich darin, dass ihm unzufriedene bürgerliche SonnTalk-Gäste vorwerfen, er gehöre dem ‹linken› Lager an und unzufriedene ‹linke› SonnTalk-Gäste kritisieren, der Moderator sei eben ein durch und durch Bürgerlicher. Regel Nr. 2 beachtet Markus Gilli mehrheitlich nicht. Und trotzdem ist er ein hervorragender Moderator. Weil sein Sprachwitz und sein unendlicher Fundus an Kommentaren einfach unverzichtbar sind. Der ‹SonnTalk› wäre nicht halb so gelungen, wenn Markus sich kasteien und nur kurze, nüchterne Fragen stellen würden.»
Schnell, direkt, humorvoll und auf den Punkt – wie der Moderator, so die Sendung. Markus Gilli findet im ‹SonnTalk› klare Worte. Das schätzen die Zuschauer. Es gibt keine langen Vorgespräche, keine Abmachungen vor der Sendung, keine Tabuthemen. Der ‹SonnTalk› ist echt. Er lebt von der Spontanität von Markus Gilli und seinen Gästen. Gefragt sind klare Meinungen. Drumherum-Redner schaffen es nicht in die Sendung.
«Markus Gilli ist ein Mann mit klaren Prinzipien, ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und Hang zum Unternehmertum. Mit diesen Attributen hat er das Privatfernsehen geprägt. Auch wegen seiner politischen Kompetenz wurde er 2013 verdientermassen Journalist des Jahres. Seine Prinzipien aber standen im auch im Weg, eine weitergehende Karriere etwa beim Schweizer Staatsfernsehen zu machen. Glücklicherweise. Heute ist er für Journalisten und Politiker ein Vorbild.»