«Ein Sommer wie noch nie»

Am Samstag ist das diesjährige Kulturfestival St. Gallen zu Ende gegangen. Die Veranstalter dürfen sich über eine erfolgreiche, friedliche und stimmungsvolle sechste Ausgabe freuen. Fast die Hälfte der Konzerte waren ausverkauft.

Andreas Stock
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Wunderbare Stimmen: Shirley Grimes, Valeska Steiner und Nadja Stoller (von links) am zweitletzten Kulturfestival-Abend. (Bild: Hanspeter Schiess)

Wunderbare Stimmen: Shirley Grimes, Valeska Steiner und Nadja Stoller (von links) am zweitletzten Kulturfestival-Abend. (Bild: Hanspeter Schiess)

Der Freitagabend war geradezu typisch für das vorwiegend grosse Wetterglück, unter dem das 6. Kulturfestival stand. Zwar hatte es zuvor noch intensiv geregnet, doch rechtzeitig zu Beginn des Hauptkonzerts blieb es im Innenhof des Historischen und Völkerkundemuseums trocken. Die Besucherinnen und Besucher konnten trockenen Fusses das wunderbare Konzert von Trummer und Band mit den Sängerinnen Shirley Grimes, Nadja Stoller und Valeska Steiner sowie mit Sonja Glass und Adrian Weyermann geniessen.

Kluger Rat: Vorverkauf

«Es war ein Sommer wie noch nie», bilanzierte Lukas Hofstetter vom Kulturfestival, und meinte damit nicht nur das hervorragende Wetter, mit dem das Festival seit seinem Beginn am 30. Juni verwöhnt wurde.

Noch immer gebe es zahlreiche spontane Konzertbesucher, die aufgrund der Wetterbedingungen am Tag entscheiden, ob sie eine Veranstaltung besuchen oder nicht.

Die mussten freilich unter Umständen damit rechnen, dass sie beim Eingang mit einem «Ausverkauft»-Hinweis begrüsst wurden. Denn fast die Hälfte der Konzerte, sagt Hofstetter, waren mit 400 Besucherinnen und Besuchern ausverkauft. Die Zahl jener, die darum den Vorverkauf nutzen, sei auch dieses Jahr wieder grösser geworden. Und auch der Fünf-Tage-Festivalpass sei so häufig gekauft worden wie noch nie zuvor. Genaue Zahl konnten die Veranstalter aber noch nicht nennen.

Vielfalt wird geschätzt

Das gestiegene Interesse am Festivalpass ist denn auch für den Programmverantwortlichen Philip Stuber ein Ausdruck davon, dass das Konzept des Kulturfestivals und die Programmierung funktionieren: «Das Publikum vertraut uns so weit, dass es auch Konzerte von Musikerinnen und Musikern besucht, die sie bislang vielleicht nicht kannten.» Das zeigten zudem die zahlreichen positiven Reaktionen: «Unser stilistisch breites und abwechslungsreiches Programm wird sehr geschätzt; daran wollen wir auch nichts ändern.»

An den vielfältigen Musikgenres, die neben populäreren Stilen und Namen aus Pop, Rock oder Elektronischer Musik auch weniger bekannte Bands aus Jazz und World Music umfassen, wollen die Veranstalter jedenfalls festhalten – auch wenn sie freilich bei unbekannten Namen nicht mit einem ausverkauften Haus rechnen können. «Wichtiger ist uns dabei, dass wir davon überzeugt sind, dass solche Bands für das Kulturfestival geeignet sind und in unser Konzept passen», betont Lukas Hofstetter. Unter kommerziellen Motiven allein wollen sie das Festival darum auch nicht programmieren.

Gerade das Echo auf «exotischere» Namen wie beispielsweise Afel Bocoum aus Mali oder die Trommler aus Südkorea sei sehr gross und positiv. Und es sind denn auch mit derartige Veranstaltungen, die ein Publikum nach St. Gallen bringen, das dafür aus dem süddeutschen Raum, aus Vorarlberg oder auch Bern oder Luzern anreist.

Zudem sei das mediale Echo auf das St. Galler Festival zunehmend grösser: «Auf DRS 3 wurden wir gar zum Event der Woche gekürt», freut sich Lukas Hofstetter über diese Ehre.

Drei oder vier Wochen?

Dass es dieses Jahr erstmals keinen Kabarettabend am Kulturfestival gab, hat laut Philip Stuber nicht etwa damit zu tun, dass man keine Comedy mehr bieten wolle.

Es sei vielmehr sehr schwierig, im Sommer überhaupt Komiker und Kabarettisten buchen zu können, weil deren «Saison» erst im Herbst wieder beginne. Aufgeben wird er nicht, und auch nächstes Jahr wieder versuchen, einen Comedy-Abend am Kulturfestival zu veranstalten. Dieses siebte Kulturfestival wünschen sich zumindest Lukas Hofstetter und Philip Stuber für nächstes Jahr.

Ob es dann wie erstmals diesen Sommer vier Wochen dauern wird, oder ob wie zuvor auf eine dreiwöchige Veranstaltung konzentriert wird, das werde man erst nach weiteren Gesprächen und Abklärungen entscheiden. Denn das Festival lebe und funktioniere vor allem auch dank seiner vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. Und auch Lukas Hofstetter und Philip Stuber sind mit dem vierwöchigen Festival an eine Belastungsgrenze gestossen: «Es war eine sehr lange und intensive Zeit», sagt Stuber.

Neben Familie und Beruf sei der Aufwand für dieses Hobby mittlerweile sehr gross, fügt er lachend an.