Ein Japaner in Dundee

Das Victoria & Albert Museum hat im schottischen Dundee seine weltweit erste Aussenstelle eröffnet. Das Museum soll der Stadt etwas wirtschaftlichen Aufschwung bringen.

Anna Tomforde/dpa
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Architekt Kengo Kuma vor dem neuen Museum. (Bild: Jeff Mitchell/Getty)

Architekt Kengo Kuma vor dem neuen Museum. (Bild: Jeff Mitchell/Getty)

Wie ein riesiger Schiffsrumpf scheint das Victoria & Albert Museum (V&A) Dundee aus dem Wasser zu ragen. Grau in grau, wie die Felsklippen der nahen Nordseeküste, fügen sich Tausende von Steinplatten in Wellenform zu einem Ganzen zusammen: Fensterschlitze und Bullaugen bündeln Sonne, Licht und Blicke aufs Wasser.

Das V&A Dundee, die erste Aussenstelle des weltberühmten Londoner Victoria & Albert-Museums überhaupt, wurde am Samstag eröffnet. Es wurde für rund 100 Millionen Franken nach den Plänen des japanischen Architekten Kengo Kuma erbaut.

Der Blick fällt aufs Wasser

Der 64-jährige, der das Stadion für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 erbaut, gilt als Meister der Verbindung von Natur und Architektur. Sein erstes Projekt in Grossbritannien soll «wie ein Wohnzimmer» die Menschen mit ihrer Stadt und ihrer Geschichte verbinden. Die japanische Assoziation liegt nicht weit: Das V&A Dundee sei das «Tor zum Meer», sagt er. «Es hat dieselbe Funktion wie ein japanischer Schrein.» Besucher erreichen diese Art Tempel über einen breiten Treppenaufgang, einen gläsernen Lift und dunkle Kalksteinböden mit Fossilien-Prägungen die Ausstellungsetage. Von Sitzecken und Cafés fällt überall und unerwartet der Blick aufs Wasser.

Werften, Walfang, Jute-Produktion

Die Geschichte der Stadt, einst Zentrum von Handel, Werften, Walfang und Jute-Produktion sowie Heimathafen der «Discovery» von Antarktisforscher Captain Scott, ist auch Thema der ersten grossen Ausstellung. «Ocean Liners – Schnelligkeit und Stil» erzählt die Geschichte der Luxusliner. In der Galerie über schottische Geschichte besticht der Wiederaufbau einer Teestube des schottischen Jugendstil-Designers Charles Rennie Mackintosh (1868-1928) von 1907. Schottisches Design von Möbeln über Mode, Wolle, Weberei bis zu Gummistiefeln wird mit mehr als 300 Objekten präsentiert. Schon im ersten Jahr werden 500 000 Besucher erwartet.