Ein hypnotisches Erlebnis

Mit Portishead hat Geoff Barrow das Trip-Hop-Genre geprägt. Mit Beak kreiert er einen psychedelischen Klangkosmos, der nicht weniger faszinierend ist. Morgen Abend spielt die Gruppe in St. Gallen.

David Gadze
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Die Mitglieder der Band Break. (Bild: pd)

Die Mitglieder der Band Break. (Bild: pd)

Klaustrophobisch, beklemmend, apokalyptisch. Und dabei herausfordernd, faszinierend, fesselnd: Die Musik von Beak – oder Beak>, wie sie sich selber schreiben – ist keine leichte Kost, jedoch voller Kostbarkeiten. Es ist eine so eigenwillige wie spannende Mixtur aus Krautrock und Post-Rock. Die repetitiven Klangmuster, vertrackten Rhythmen, hypnotischen Synthesizermelodien und droneartigen Elektronikklänge des Bristoler Trios um Geoff Barrow von den Trip-Hop-Königen Portishead sind minimalistisch, aber mit maximalem Effekt.

Aus einer Jam-Session entstanden

Die Gründung von Beak ist eng verknüpft mit Barrows Plattenfirma Invada Records, einem 2001 ins Leben gerufenen australischen Label, dem 2003 ein britischer Ableger folgt. Bei letzterem nimmt Barrow unter anderem die Gruppe Fuzz Against Junk von Billy Fuller, der auch in Robert Plants Band Sensational Space Shifters spielt, und Team Brick, ein Soloprojekt von Matt Williams, unter Vertrag. 2008 kommt es an einer Weihnachtsparty mit Invada-Künstlern zu einer Jam-Session der verschiedenen Musiker. Barrow, Fuller und Williams finden Gefallen daran, mieten Anfang Januar kurzerhand ein Studio und fangen an, miteinander zu experimentieren. Die Chemie stimmt von der ersten Sekunde an: Aus der allerersten gemeinsamen Probe resultiert «Backwell», das Eröffnungsstück des selbstbetitelten Débuts, das den vielsagenden Zusatz «Recordings 05/01/09– 17/01/09» trägt: Das komplette Début entsteht innerhalb von nur zwölf Tagen. Die aus Improvisationen entstandenen Songs nehmen Beak ganz ohne Overdubs, also nachträgliche Aufnahmen, auf. «Wir hatten vom ersten Moment an das Gefühl, dass diese Gruppe einen eigenen Charakter hat», sagt Barrow im Interview.

Diese Leichtigkeit beim Musikmachen kommt Beak aber wenig später abhanden. Als das Trio nach einer Tournée mit den Aufnahmen zum zweiten Album «Beak>>» beginnt, geht gar nichts mehr. Es sei «alles kaputt gewesen, was wir erreicht hatten», sagt Barrow. Wie es dazu kommen konnte, erklärt Fuller: «Je länger wir auf Tour waren, desto lauter spielten wir, weil wir das Gefühl hatten, dass wir immer besser wurden.» Im Studio hätten sie jedoch realisiert, dass sie stattdessen immer schlechter geworden seien und durch das laute Spielen bloss die eigenen Schwächen kaschiert hätten. «Uns wurde bewusst, dass wir leiser werden mussten, um uns gegenseitig wieder zuzuhören», sagt Fuller. Das Ergebnis ist ein Werk, das die Spontaneität des Débuts mit einer eleganten Weiterentwicklung des Sounds paart.

Vertrautheit als Herausforderung

Wenn man als Band miteinander vertraut sei, werde es schwieriger, die Musik auf den Punkt zu bringen, sagte Fuller nach Erscheinen der ersten Platte in einem Interview. Dieser Herausforderung begegnen Beak fast acht Jahre nach der Gründung, indem sie immer wieder neue Herangehensweisen suchen. «Keiner von uns kann sich auf seine Tricks verlassen, die früher noch funktioniert haben», sagt Fuller. So gelinge es auch, Muster aufzubrechen.

Ihm sei es bei Beak anfangs darum gegangen, auf andere musikalische Gedanken zu kommen, sagt Barrow, der sich in den vergangenen Jahren an vielen Projekten wie Drokk oder Quakers beteiligte. «Bei der ersten Jam-Session fühlte ich mich wie ein 16-Jähriger, der zum ersten Mal in einer Band spielt. Dieses Gefühl habe ich bis heute.»

Der Routine entgegengewirkt hat auch ein Wechsel innerhalb der Band: Im Februar, kurz bevor die Arbeit am dritten Album hätte beginnen sollen, verliess Matt Williams die Gruppe. Sein Nachfolger ist Will Young. «Er hat uns frischen Wind gegeben», sagt Barrow. Inzwischen arbeiten Beak an neuen Songs. Einen davon dürfte es morgen im Palace zu hören geben.

Di, 15.11., 21 Uhr, Palace St. Gallen; Support: Tomaga