Doppel zur «Psyche vo dr Frou»

Rockmusikerin und Schriftstellerin: Sibylle Aeberli und Milena Moser haben gemeinsam ein Programm verfasst. Es heisst «Die Unvollendeten» und wird diese Woche in der Kellerbühne zu sehen sein.

Tobias Gerosa
Drucken
Nehmen kein Blatt vor den Frauenmund: Sibylle Aeberli und Milena Moser. (Bild: pd)

Nehmen kein Blatt vor den Frauenmund: Sibylle Aeberli und Milena Moser. (Bild: pd)

«…und es geht um Sex!» – «Um Sex?» – «Ja…» – «Ach ja…»: Als Sibylle Aeberli und Milena Moser drei Wochen vor der Premiere ihres ersten gemeinsamen Stückes darüber erzählen sollen, kommen keine wohlvorbereiteten Phrasen, obwohl sie noch geflachst hatten, dass sie die Dauer eines Mittagessens gebraucht hätten, ihre Statements sorgfältig abzusprechen. Vieles wirkte da noch chaotisch.

Jetzt lobt Milena Moser die Regisseurin Meret Matter für die Bündelung der vielen Ideen: «Unterdessen hat der Abend eine klare Dramaturgie – auch wenn er wirken soll, als entstünden die Szenen spontan.» Ein Auftrag für die grosse 1.-August-Sendung im Fernsehen bildet den lockeren Rahmen, über die Rolle der Frau 2011 nachzudenken – «also über alles. Entscheidend bleibt das Authentisch-Private, aus dem eigenen Erleben Geschöpfte.» Das klingt anstrengend, aber Aeberli beruhigt: «Bei der Premiere haben sich die Anwesenden prächtig amüsiert. Übrigens deutlich mehr Frauen, wie überall», schiebt Moser trocken nach.

Ein längst geplantes Projekt

Sie nennt das Programm ein Experiment, Aeberli widerspricht sofort: «Ich bringe meine Songs, du hast Texte geschrieben – wir tun das, was wir können.»

Die beiden Frauen bezeichnen sich als «beste Freundinnen» seit zwanzig Jahren. «Wir lassen ziemlich die Hosen runter», verspricht Moser, «natürlich nur mit Worten.» Es geht um das Leben der Frau in der heutigen Schweiz, Aufhänger sind 40 Jahre Frauenstimmrecht und die Frauenmehrheit im Bundesrat. Ein politischer Abend also? Hier sind sich die beiden rasch einig: Feministisch und politisch im Sinne, dass das Private eben immer politisch ist. Was sie immer wieder betonen: Das Programm soll unverfälscht sein, «unser Leben, unsere Themen – aber ohne Gejammer – oder nur mit reichlich schwarzem Humor.» Wohl ziemlich genau so, wie man Moser aus ihren Büchern und Aeberli von ihren Bands kennt. Seit zehn Jahren wollten sie «etwas zusammen machen», unterstreichen beide, aber die ganz normale Freundschaft kam immer dazwischen: Statt Premierendruck Alltagsprobleme, statt Konzentration auf eine Sache ein dringender Stiefelkauf, und dann während einer Arbeitswoche in Paris . . . die beiden lachen nur. Jetzt wollen sie es packen und einen Frauenabend herausbringen. Aeberli: «Aber einen, der auch Männer interessiert. Schliesslich wird alles mit Frauen verkauft, das können wir auch.» Und Moser liefert dazu den perfekten Werbespruch: «Einem Mann, der sich für Frauen interessiert, werden sich an diesem Abend ganz neue Perspektiven eröffnen!»

Sich selber spielen

Der Abend bewegt sich zwischen Rahmenhandlung, durchgehenden Themen und einer Nummerndramaturgie. Milena Moser spielt meist die Schriftstellerin, also sich selber («ich habe erst in den Proben gemerkt, dass das das Allerschwierigste ist.»). Es solle so aussehen, als ob sie die Texte spontan schreiben würde. Diese seien ihren Kolumnen näher als den Romanen und Erzählungen: «Das Ich darin ist Milena Moser, keine literarische Figur.» So will sie nicht lesen, sondern erzählen. Aeberli nimmt Anspielungen auf und übersetzt sie in Songs, eigene und Coverversionen, sie schlüpft aber auch in verschiedene Parodierollen.

«Ich wollte Sibylle schon lange überzeugen, das endlich öffentlich zu machen», kommentiert Milena Moser. Entgegen ihren eigenen Absichten singt und tanzt sie aber auch – Aeberli grinst, würde ihre beste Freundin aber niemals zu etwas zwingen wollen.

Und der Titel mit seinen Anklängen ans Klassisch-Hehre? Sibylle Aeberli sagt dazu: «Es wird einfach ein Abend werden über uns, über das, was Frauen so beschäftigt und umtreibt, und es bleibt wie versprochen ein Abend über «d Psyche vo dr Frou», und Moser meint: «Ich kann meine Romane auch nicht in drei Sätzen zusammenfassen – man muss sie ganz lesen.»

Morgen Mi und Fr, 30.9., Sa, 1.10., 20 Uhr, Kellerbühne, 20 Uhr