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Kultur
Für Ruth Gubler und Markus Meier beginnt eine hektische Zeit. An den kommenden beiden Wochenenden finden im Thurgau und in St.Gallen die Kantonalen Musikfeste statt. Die beiden Präsidenten geben Einblick in ihre Anlässe.
Wie lange sind Sie schon Präsidentin, Präsident des Kantonalen Musikverbands?
Ruth Gubler: Ich bin seit 2015 im Vorstand, und zwar als Newcomer. Das heisst, ich bin als Neuling in den Vorstand gekommen und wurde gleich zur Präsidentin gewählt.
Markus Meier: Ich bin seit 2002 im Vorstand des St. Galler Musikverbands und seit 2014 Präsident.
Wie lange spielen Sie schon Ihr Instrument und wie haben Sie es gelernt?
Ruth Gubler: Ich spiele, seit ich 16 bin im Verein, aber ein Instrument spiele ich schon länger, gelernt habe ich Trompete im Jungbläserkurs.
Markus Meier: Bei mir sind es 41 Jahre, seit ich in einem Verein spiele, und ich bin jetzt 58 Jahre alt. Auch ich habe schon früher zu spielen begonnen.
Was spielen Sie heute und warum gerade dieses Instrument?
Ruth Gubler: Gelernt habe ich Trompete, dann suchte man im Verein ein S-Horn. Aber das habe ich schnell wieder weggelegt, weil das S-Horn in einer Harmoniemusik keine richtige Herausforderung ist. Dann habe ich auf Waldhorn umgesattelt. Es ist das am schönsten tönende Instrument. Aber es ist auch eine echte Herausforderung. Nun spiele ich seit 20 Jahren Waldhorn.
Markus Meier: Ich habe 40 Jahre Flügelhorn gespielt. Aber mein Verein geht nicht ans Kantonale. Dafür helfe ich bei einem Verein aus, der ans Kantonale geht, aber der ist eine Brassband, da braucht es kein Flügelhorn. Darum habe ich vor einem Jahr auf Cornett umgestellt.
Muss man bei der Umstellung auf ein anderes Instrument wieder in die Musikstunde?
Markus Meier: Nicht unbedingt. Cornett auf Flügelhorn ist kein Problem, das hat man schnell umgestellt, das ist nur ein Umstellen von Gewohnheiten.
Ruth Gubler: Beim Wechseln auf Waldhorn braucht es eine Einführung. Das Instrument ist ganz anders zu spielen als andere Blasinstrumente. Ich habe Musikstunden bei einem Lehrer besucht und ein halbes Jahr lang täglich eine Stunde geübt.
Warum Blasmusik? Mussten Sie oder wollten Sie?
Markus Meier: Bei mir begann es klassisch. Ich lernte Blockflöte, wie man das so lernt, mit mehr oder weniger Druck von den Eltern. Dann kam ich ins Gymnasium Marienburg, wo man täglich eine Lektion Musik hatte. Fast alle spielten ein Blasinstrument und es gab auch ein Blasorchester mit etwa 50 Musikern. Das hat für mich gestimmt. Obwohl, wir machten auch andere Musik, Jazz, Rock, da gab es lose Bandformationen, man spielte mal da, mal dort. Aber für mich war die Blasmusik der Weg, wo ich nach dem Gymi weitermachte.
Ruth Gubler: Ich wollte früher eigentlich Handorgel lernen, aber mein Vater meinte, dafür sei ich zu klein, die Handorgel sei ja grösser als ich. Ich solle doch zur Blasmusik wie mein älterer Bruder. Nach einem halben Jahr wollte ich aufhören, aber da sagte wieder mein Vater: «Du hörst jetzt nicht einfach auf, du beisst dich jetzt durch!» Heute bin ich meinem Vater sehr dankbar, dass er so streng war.
Drängen Sie Ihre Kinder auch, Blasmusik zu spielen?
Ruth Gubler: Ich habe meine Kinder nie gedrängt. Aber weil ich und mein Mann in Blasmusikvereinen sind, waren die Kinder natürlich so etwas wie vorbestimmt. Heute, da sie erwachsen sind, spielen zwei von meinen drei Kindern in Vereinen und der Älteste ist sogar Dirigent einer Brassband.
Markus Meier: Meine drei Kinder hatten freie Wahl und sind ihre eigenen Wege gegangen. Ein Sohn ist heute Profimusiker, der zweite Musicaldarsteller, die Tochter macht keine Musik.
Wie fühlt man sich eigentlich, in einer Uniform zu musizieren?
Markus Meier: Ich meine, es ist entscheidend, ob man mit Uniform spielt. Mich dünkt es, man spürt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, die Konzentration ist viel besser. Denn wenn man es versiebt, versiebt man es für den ganzen Verein. Umgekehrt reisst man sich zusammen, weil man sich im besten Licht zeigen will, aber nicht sich selbst, sondern den Verein.
Ruth Gubler: Es symbolisiert Einigkeit, die Uniform verbindet, sie gehört zum Gefühl der Zusammengehörigkeit einfach dazu. Und ich denke, es zeigt auch Respekt vor dem Publikum. Also wenn wir mit heraushängenden Hemden auftreten würden, wäre das respektlos und das Publikum würde das überhaupt nicht goutieren. Das Auge geniesst ja auch mit, nicht nur die Ohren.
Spielen Sie noch in einem Verein und wie sehr belastet Sie das?
Ruth Gubler: Ich spiele in der Stadtmusik Frauenfeld und in der Musikgesellschaft Müllheim. Ich bin beruflich zu 70 Prozent als MPA an einem Spital tätig. Zweimal pro Woche ist Probe normalerweise, aber jetzt vor dem Fest auch mal drei- oder viermal. Ja, und dann noch das Amt als Kantonalpräsidentin, das gerade jetzt sehr viel Zeit braucht, weil die Präsidentin im OK des Kantonalen ist. Ja, es ist schon etwas am Limit.
Markus Meier: Ich bin vereinslos, helfe aber da oder dort aus, zurzeit bei der Musikgesellschaft Mogelsberg, mit der ich auch am Kantonalen auftreten werde. Ich probe einmal pro Woche. Beruflich bin ich in Vollzeit Grafiker bei einer Bank. Auch ich bin im OK des Kantonalen, das etwas grösser ist als das Thurgauer, wir empfangen und bewerten 80 Vereine an einem Wochenende.
Wie bringen Sie Auftritte und Organisation am Kantonalen unter einen Hut?
Ruth Gubler: Mit den Müllheimern trete ich am Samstag auf, mit den Frauenfeldern am Sonntag. Die Paraden beider Vereine sind am Samstag hintereinander. Da muss man dann halt schnell mal in die Garderobe rennen und die Uniform wechseln!
Markus Meier: Dann kommen noch die Auftritte als Präsident dazu – wieder in einer anderen Uniform! – zum Beispiel für die Siegerehrung oder beim Festakt. Übrigens gibt es einige Musiker, die in zwei Vereinen auftreten, oder Funktionäre, die auch noch Musiker sind. Damit die alle ihre Auftritte und Ämter erfüllen können, braucht es im Voraus eine Riesenplanung bei der Einteilung der Vereine.
Welches sind die schönen Momente, wenn man in einer Formation spielt?
Markus Meier: Wenn der Funken zum Publikum springt! Wenn man spürt, jetzt passiert etwas, jetzt kommt etwas zurück, jetzt bewegst du etwas. Freude, Emotion.
Welche sind eher unschöne?
Ruth Gubler: Wenn du ein Solo versaust!
Gibt es auch Momente der Pflichterfüllung?
Ruth Gubler: Es kommt schon vor, dass man nicht gerade grosse Lust hat, zum Beispiel am Sonntagnachmittag die Schützen am Bahnhof abzuholen. Aber wenn man dann da ist, wird es meistens lustig. Es ist dann ja auch ein gutes Gefühl, anderen erfolgreichen Vereinen die Ehre zu erweisen, dem Erfolg einen festlichen und stimmigen Rahmen zu geben. Wenn es am Anfang auch immer wie eine Pflicht aussieht, wird es am Ende ein Fest.
Markus Meier: Es gibt sicher Termine, an die man weniger gern geht. Aber das gehört dazu. Man kann nicht immer nur Schönes machen. Aber wenn man das meiden will und deshalb schon gar nicht erst in einen Verein geht, funktioniert das gesellschaftliche Leben auch nicht. Hauptsächlich erlebt man aber im Verein schöne und sehr schöne Momente. Und immer kommt ja auch etwas zurück: der Applaus, die Anerkennung, und am Kantonalen, hoffentlich, eine gute Note!
Musikfest im Thurgau, kmf2019.ch, Musikfest in St.Gallen, topof19.ch