Die St. Gallerin Ursula Hitz lebte 16 Jahre in London. Dort hat sie Landkarten entwickelt, die nur mit Worten der Stadtteile funktionieren. In St. Gallen stellt sie nun ihre Werke erstmals aus.
«Mir gefällt der Projektraum ausgezeichnet», sagt Ursula Hitz. Die ehemalige Metzgerei an der Lämmlisbrunnenstrasse mag klein sein, bietet aber mit seinen verwinkelten Zimmern den idealen Rahmen für die Arbeiten der Grafikerin. Bis zum 8. Juni zeigt sie hier ihre typografischen Landkarten in allen Variationen. Noch knobelt sie aus, wo genau welches Werk hängen soll. Aber schon jetzt ist klar, dass es an der Vernissage vom 24. Mai viel Sehenswertes zu entdecken geben wird.
Ursula Hitz ist 1980 in St. Gallen geboren und in Lömmenschwil aufgewachsen. Nach Ihrem Abschluss der Fachklasse Grafik an der St. Galler Schule für Gestaltung zog es sie im Jahr 2000 nach London. Erst 2016 kehrte sie in die Schweiz zurück, heute lebt sie mit ihrer Familie in Arbon. «Der Fokus dieser Ausstellung ist also eher regional», so Hitz. Denn bekannt wurde sie eigentlich mit ihren typografischen Landkarten von Weltstädten. Nun zeigt sie im Projektraum 4 ½ auch Karten der Bodenseeregion und, natürlich, von St. Gallen selbst.
Angefangen hatte alles vor rund zehn Jahren. Ein Freund bat Hitz, für seinen Buchladen eine Postkarte von London zu gestalten. «Viele leben nur zwei, drei Jahre in London. Aber diese Jahre prägen, man fühlt sich verbunden mit verschiedenen Stadtteilen, wo man etwas erlebt hat», erklärt Hitz. Spontan kam ihr die Idee, statt der üblicheren grafischen Bearbeitung einer Sehenswürdigkeit die Stadt selbst zu thematisieren. Mit Wörtern, Buchstabe für Buchstabe gezeichnet, bildete sie die Quartiere Londons ab und merkte schnell, dass eine Postkarte zu klein und eng würde.
Also vergrösserte sie das Format und produzierte es im Hand-Siebdruck. Ein befreundeter Galerist verkaufte die Poster gleich im Dutzend, Hitz erweiterte ihr Portfolio mit weiteren Metropolen. «Nur von Orten, die ich selbst besucht habe», wie sie betont. Um den Charakter der verschiedenen Gegenden wiederzugeben verwendet Hitz neben Grösse und Farbe auch die Form der Buchstaben als Ausdrucksmittel.
Die Karte von Zürich etwa zeigt eine Schrift, die sich an die bekannte «Helvetica» anlehnt. Die Typo für New York hingegen orientiert sich an Tattoos, während für Rom nur ein klassisch-antiker Schriftschnitt in Frage kam. Es geht Hitz also nicht nur um eine Visualisierung von Information, sondern auch um deren künstlerische Interpretation. Damit gelingt es ihr, mehr als nur reine Typo-Deko zu erschaffen. Und dabei habe sie in der Schule nicht einmal Typografie lernen wollen.
Vernissage, Fr, 24.5 Projektraum 41/2, viereinhalb.ch