Ian Paice, Ihr Album heisst «inFinite», unendlich/endlich. Ist das auf Ihre Kreativität gemünzt?
Das Wortspiel hat viele Bedeutungen. Wir wissen nicht, ob dies unser letztes Album sein wird. Aber ich glaube, wir spielen unsere letzte Welttournee. Zu sagen, dass dies wirklich das Ende ist, bringen wir nicht übers Herz. Aber wir akzeptieren, dass es mit Deep Purple nicht ewig weitergehen kann. Die «inFinite»-Tour wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. Dann sind wir vielleicht so müde, dass wir sagen, jetzt ist wirklich Schluss. Oder wir fühlen uns fantastisch und machen nach einer Pause einfach weiter.
Geht es Ihnen darum, sich würdevoll und ohne Peinlichkeiten zu verabschieden?
Ja. Ich glaube fest daran, dass man den letzten Tag nicht planen kann. Niemand sagt, heute trete ich zum letzten Mal auf. Wir wollen gar nicht aufhören, aber uns ist klar, Deep Purple kann es nicht ewig geben. Welttourneen sind Kraftakte. Es wird eine sehr kurzfristige Entscheidung werden.
Als einziges Bandmitglied sind Sie auf allen Alben zu hören. Haben Sie deshalb eine besondere Rolle? Sind Sie gar der heimliche Chef?
Bei uns gibt es keinen Boss. Als ich zu Deep Purple stiess, war ich 19 und unerfahren, aber ich habe rasch dazugelernt. Neben den älteren Jon und Ritchie gab es für mich keinen Grund, mehr sein zu wollen, als ich war: Drummer und kreativer Teil der Band. Als Jon die Band verliess, hinterliess er eine Lücke. Die habe ich gefüllt. Auch wir Drummer haben ein ausgeprägtes Ego, aber wir können es besser kontrollieren.
Die aktuelle Besetzung ist die beständigste in der Geschichte der Band. Wie kommt das?
Wir sind älter und haben verstanden, dass politische oder religiöse Unterschiede beim Musikmachen egal sind. Als junger Mensch sieht man das anders, aber heute darf jeder genau der sein, der er sein möchte. Es geht uns einzig um die Freude an der Musik. Hat man doch mal eine Meinungsverschiedenheit mit einem Bandkollegen, versucht man, nicht weiter drüber zu sprechen.
Olaf Neumann