Der doppelte Wilson

DVD «Love and Mercy» gehört zu den Highlights des Kinojahres 2015. Aus mehreren Gründen. Erstens: Mann muss kein Fan der Beach Boys sein, um sich hier von ihrer Musik mitreissen zu lassen. Es wird klar, wie innovativ und perfektionistisch Musiker Brian Wilson war.

Andreas Stock
Drucken
fc - dvd (Bild: Andreas Stock)

fc - dvd (Bild: Andreas Stock)

DVD

«Love and Mercy» gehört zu den Highlights des Kinojahres 2015. Aus mehreren Gründen. Erstens: Mann muss kein Fan der Beach Boys sein, um sich hier von ihrer Musik mitreissen zu lassen. Es wird klar, wie innovativ und perfektionistisch Musiker Brian Wilson war. Und die Szenen, wenn Wilson sein Album «Pet Sounds» aufnimmt, gehören mit zu den faszinierendsten, die je über die Entstehung eines Musikalbums inszeniert wurden. Zweitens: Regisseur Bill Pohland lässt Wilson von zwei Schauspielern verkörpern. Das ist clever, weil sich Wilson aufgrund einer diagnostizierten paranoiden Schizophrenie wirklich veränderte. Drittens: Die beiden Wilsons brillieren. Paul Dano mimt furios den jungen Perfektionisten, seine Leidenschaft für Musik und die Verunsicherung über die sich einstellenden inneren Stimmen. John Cusack gelingt es, den hilflosen, von Medikamenten und einem herrischen Arzt kontrollierten älteren Wilson nahe zu bringen. Dem cholerischen Psychotherapeuten gibt Paul Giamatti diabolische Züge, was Elizabeth Banks als einfühlsame Melinda ausgleicht.

Love & Mercy, USA 2015, R: Bill Pohland, D: Elizabeth Banks, John Cusack, Paul Dano, Paul Giamatti; Ascot Elite

Ein Trauma frisst auf

«The Railway Man» von Jonathan Teplitzky war nicht allzu begeistert aufgenommen worden. Dabei ist er im Vergleich zum grobschlächtigeren «Unbroken» von Angelina Jolie mit ähnlichem Thema weit besser. Das Trauma, das sich nach schrecklichen Kriegserlebnissen, Folter und Gewalt in die Überlebenden hineinfrisst, wird basierend auf der Biographie des schottischen Offiziers Eric Lomax, bedrückend dargestellt. Ein tadelloser Colin Firth spielt den Ingenieur und Eisenbahnexperten. Dann lernt er Patricia Wallace (Nicole Kidman) kennen und lieben. Sie ist überzeugt, dass Eric Hilfe braucht. Aber er glaubt dann, nur Rache an seinem Peiniger könne ihm helfen zu vergessen. Die Rückblenden zu den schrecklichen Qualen, die er in Gefangenschaft erleidet, sind drastisch. Jeremy Irvine als junger Lomax empfiehlt sich damit aber für weitere Rollen.

The Railway Man, UK/AU/CH 2013, R: Jonathan Teplitzky, D: Colin Firth, Stellan Skarsgård, Nicole Kidman, Jeremy Irvine, Hiroyuki Sanada; Ascot Elite

Bild: Andreas Stock

Bild: Andreas Stock