Seit Jahren erwarte ich mit Bangen den Tag, an dem die Marketingstrategen auch unsere Kinder einkassiert und konsumkonform getrimmt haben.
Seit Jahren erwarte ich mit Bangen den Tag, an dem die Marketingstrategen auch unsere Kinder einkassiert und konsumkonform getrimmt haben. An dem es Jeans und Turnschuhe einer bestimmten Marke sein müssen, Spielsachen, die weniger zum Spielen denn zum Sammeln und Herumliegen geeignet sind, «coole» TV-Serien, ohne deren Kenntnis Pausenplatzgespräche schnell versiegen.
Man liest sie allenthalben, die Parole der Geschäftstüchtigen: «Kids are getting older younger» – die Kindheit ist heutzutage wieder schnell vorbei. Nicht, weil die «Kids» als Arbeitskräfte gebraucht würden. Doch als Kunden mit wachsendem Vermögen werden sie heiss umworben. Ein Glück, wenn neunjährige Mädchen noch nicht «Shoppen» als Hobby nennen.
Natürlich gehen schon allerjüngste Damen gerne Schuhe kaufen. Nicht die bequemen, pflegeleichten Allrounder, nein! Ballerinas, Lackschühchen, am liebsten mit «Stöckel». Immerhin tröstlich: Das Kind, das neulich dringend Schuhe brauchte – übrigens hatten wir just an diesem Nachmittag «Cinderella» im Kino gesehen –, steuerte zielstrebig in den Laden mit Pippi Langstrumpfs «Kleinem Onkel» im Souterrain. Um nach dem Probieren stürmisch zu galoppieren. Ob sie denn auch einen Luftballon wolle, fragte die Verkäuferin scheu, «oder bist du dafür schon zu gross?» Ach was. Strahlend und völlig uncool wurde er in Empfang genommen, durch die Stadt getragen, in der Kathedrale mit Weihwasser getauft, am nächsten Tag im Auto zu den Grosseltern gefahren. Wo er dann wenig später sacht dem noch sehr kindlichen Bewusstsein entschwebte.