Der Verband Kultur BL kämpft seit einem Jahr gegen Kürzungen – erste Bilanz des Co-Präsidiums.
Marc Joset: Nein, leider nicht. Aber es gibt weitere gute Gründe, weshalb es diesen Verband braucht. Die Kulturschaffenden bekommen eine gemeinsame Stimme, koordinieren ihre Anliegen. Und wir machen uns weiterhin politisch bemerkbar, nehmen die Sparmassnahmen zumindest nicht ohne Proteste hin.
Irene Maag: Wir wehren uns dagegen, doch letztlich ist es nicht in unserer Macht, die Kürzungen rückgängig zu machen. Der Landrat hat hier das letzte Wort. Mir macht es aber den Anschein, als würden viele Parlamentarier obrigkeitshörig agieren und ihre Macht nicht nutzen. Vielleicht wollen sie das auch nicht.
Joset: Diese Budgetanträge haben wir stark unterstützt, unter anderem über unser neu geschaffenes Kulturparlament. Aber die Linken kamen damit gegen die bürgerliche Mehrheit nicht durch. Unter den Bürgerlichen gibt es zwar kulturaffine Politiker, die diese Anträge unter anderen Umständen unterstützt hätten. Die Devise, etwa der FDP-Fraktion, lautete aber sehr klar: «Sparen geht über alles! Es schert niemand aus!»
Maag: Nein, es wäre eigenartig, wenn wir in ehrenamtlicher Arbeit die Lücke, die der Staat hinterlässt, füllen müssten.
Joset: Einige Gemeinden haben einen gemeinsamen Kulturfördertopf, etwa das Leimental. Binningen anderseits hat letztes Jahr seinen Kulturbeitrag nicht ausgeschöpft, weil es Projektgelder nur bewilligt, wenn sich der Kanton auch an ihnen beteiligt. Die Gemeinden können und wollen diese Lücke also nicht füllen.
Joset: Wir möchten gerne Gesprächspartner auf Augenhöhe mit der Regierung und der Verwaltung sein. Wir haben letzten Frühling mit den Regierungsräten Monika Gschwind und Toni Lauber und der Kulturchefin Esther Roth Antrittsgespräche geführt. Unsere Initiative wurde begrüsst. Monika Gschwind hat uns angeboten, dass wir allenfalls künftig auch eine «Vermittlungsfunktion» einnehmen könnten. Wobei die Nagelprobe erst jetzt kommt, wenn es um die Neuverhandlungen der Kulturvertragspauschale geht. Wir wünschen uns natürlich, so bald wie möglich in den Prozess einbezogen zu werden.
Maag: Bis jetzt war der Dialog höflich. Wir wünschen uns aber eine bessere Kommunikation. Es ist zum Beispiel wichtig, dass wir erfahren, wie Kulturgelder hin- und hergeschoben werden; etwa, dass bei der Kulturförderung gespart worden ist, um die Neuerung beim Kunsthaus Baselland finanzieren zu können. Es ist wunderbar, dass das Kunsthaus einen Finanzierungskredit bekommt. Das Sparen andernorts provoziert aber einen Verteilkampf innerhalb der Kulturszene.
Joset: Es gibt ja viele Verbände, die inhaltlich in zahlreichen Fragen eine oppositionelle Haltung einnehmen, aber ernstzunehmende Gesprächspartner – oft gesetzlich verbrieft – der Regierung sind. Diese Doppelrolle ist mir vertraut. Im Gespräch bleibt man anständig, inhaltlich ist man anderer Meinung, hat andere Ziele.
Maag: Wir haben Mitglieder und Medien regelmässig über kulturpolitische Themen informiert. Unter anderem haben wir moniert, dass im neuen Regierungsprogramm die «Kultur» kaum vorkommt.
Joset: Wir arbeiten an unserer Sichtbarkeit gegen Aussen. Und wir betonen immer wieder, dass Kultur nicht marginal ist, sondern mindestens so wichtig wie andere Lebensbereiche – nicht zuletzt für den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Maag: Das Kulturparlament läuft. Dieses Projekt gab es in der Stadt schon, wir haben es aufs Land importiert.
Joset: 43 Kulturschaffenden ist je eine meist bürgerliche Landrätin oder ein Landrat zugeteilt worden. So können sie persönlich, vielleicht bei einem Kaffee, erzählen, wie das so läuft in der Kulturszene, wie sie existieren können. Rund 24 Landräte sind bereits kontaktiert worden.
Maag: Im Moment fehlen uns dafür noch die personellen und finanziellen Ressourcen. Aber wir haben viele Ideen auf Lager, etwa auch eine Gesprächsreihe.
Joset: Letztes Jahr haben wir unsere Ressourcen auf die finanzielle Situation konzentriert. Und 2017 müssen wir sie freihalten für die Debatte rund um die Kulturvertragspauschale.
Joset : Wir mussten uns vor einem Jahr aufgrund der angekündeten Kulturkürzungen kurzfristig sehr schnell organisieren. Wir hätten uns gern klar regional aufgestellt, aber das wäre kompliziert geworden und hätte zu lange gedauert. Kurzfristig sind wir ein Baselbieter Verband, das kann sich ändern.
Maag: Inhaltlich verstehen wir uns regional. Es macht keinen Sinn, Grenzen aufzustellen: generell nicht, in der Kultur schon gar nicht. Wir kommunizieren und kooperieren mit Kulturschaffenden und Kulturorganisationen aus der ganzen Region.
Maag: Ja, gerne!
Maag: Dieses Problem hat der Kanton, und wir sind die Leidtragenden. Wir setzten uns generell für den Erhalt von Kulturgeldern ein. Wir wollen keineswegs Stadt und Land gegeneinander ausspielen. Es muss ein Geben und ein Nehmen sein. Auch innerhalb des Kantons. Alle in der Kulturszene sind miteinander verbunden. Wenn die Kunstproduktion in Baselland zusammengestrichen wird, was stellt dann das Kunsthaus Baselland aus?
Joset: 2018 wollen die Kantone eine neue Lösung auf dem Tisch haben. Dieses Jahr wird also verhandelt. Am Ende wird wahrscheinlich auf hoher strategischer Ebene ein Entscheid gefällt, auch im Zusammenhang mit der Universität.
Maag: Wir möchten, dass die fünf Millionen, die der Kanton Baselland offenbar sparen will, für die Kultur erhalten bleiben. Eine offizielle Stellungnahme haben wir noch nicht verfasst.
Joset: Für eine neue Lösung zwischen Basel-Stadt und Land sind wir offen; wichtig ist, dass die Regierungen eine wirklich partnerschaftliche Lösung finden.